Fall 21: Sogar die Lehre wird verwehrt

5.12.2017, 12:20 Uhr
Der Weihnachtsaktion ist die Situation der Schutzsuchenden nicht gleichgültig – auch wenn politischer Beistand wichtiger wäre als Spenden. (Symbolbild)

© Tobias Hase (dpa) Der Weihnachtsaktion ist die Situation der Schutzsuchenden nicht gleichgültig – auch wenn politischer Beistand wichtiger wäre als Spenden. (Symbolbild)

Die jüngste Hiobsbotschaft landete vor ein paar Tagen im Briefkasten: Walid P. (Name geändert) dürfe keine Berufsausbildung machen, teilte da die Zentrale Ausländerbehörde der Regierung von Mittelfranken mit. Und ließ auch anklingen, warum: Dass der junge Mann aus Afghanistan in Deutschland richtig Fuß fassen und, wie es im Amtsdeutsch heißt, sich sein Aufenthalt "verfestigen" könnte, das sei nicht erwünscht.

Dabei hat der gerade Volljährige bereits ganz gut Deutsch gelernt, eine Berufsschule und freiwillig zusätzliche Kurse bei der Handwerkskammer besucht und sich in einem Ausbildungsbetrieb mit Fleiß und Geschick beliebt gemacht. Das lag auch an Erfahrungen, die er schon aus seiner Heimat mitgebracht hatte. "Wie die meisten Kinder, bin ich mit sieben oder acht Jahren arbeiten gegangen, nachmittags nach der Schule", erzählt er. Aber all das fiel und fällt nicht ins Gewicht.

Ebenso wenig die Empfehlungsschreiben seines Chefs und der Lehrer, nicht einmal der persönliche Einsatz des Firmenbosses bei der Behörde. Dennoch will Walid P. nicht einfach alles hinschmeißen: Gegen den Bescheid will er Widerspruch einlegen – und täglich weiter in seine Werkstatt gehen, um sein "unentgeltliches Praktikum" fortzusetzen. Am liebsten würde er noch seinen Führerschein machen, was für seine Arbeit auch sinnvoll und notwendig wäre.

Dabei war die Verweigerung der Ausbildungserlaubnis – nach der Ablehnung des Asylantrags – schon der zweite Nackenschlag, der alle bisherigen Bemühungen um Integration fast vergeblich erscheinen lässt. Und der obendrein der schon einmal getroffenen Verabredung widerspricht, wonach junge Flüchtlinge wenigstens die Ausbildung abschließen sollen und dürfen, wenn sie denn Einsatzwillen zeigen und eine Lehrstelle finden – auch um sich nach einer möglichen Rückkehr in ihre Heimat leichter eine Existenz aufbauen zu können.

Im Sommer 2015 war Walid D., der aus der Volksgruppe der Tadschiken stammt, über den Iran, die Türkei und Griechenland nach Deutschland gekommen, nachdem er den Misshandlungen der Taliban entkommen war. Wie es weitergeht, weiß auch sein Betreuer von der Nürnberger Drogenhilfe Mudra nicht, die sich seit zwei Jahren auch für Flüchtlinge ganz ohne Suchtprobleme engagiert. Für die Arbeit mit ihnen – allemal jenen, die nicht von Abschiebung bedroht sind – bittet die Weihnachtsaktion heute um Unterstützung.

"Freude für alle e.V." erbittet Ihre Hilfe auf eines dieser Spendenkonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54 

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