Fall 33: Arbeit bewahrte Václav L. nicht vor der Armutsspirale

18.12.2018, 19:57 Uhr
Fall 33: Arbeit bewahrte Václav L. nicht vor der Armutsspirale

© F.:Priedemann/dpa

Was war das für eine Aufbruchstimmung: Im Oktober 1989, noch ehe in Berlin die Mauer brüchig wurde, machte sich auch der gelernte Koch und Fotograf aus der damaligen Tschechoslowakei mit Tausenden anderen über Ungarn auf nach Deutschland.

In die Freiheit drängte es ihn vor allem aus einem Grund: Fallschirmspringen war – und ist bis heute – sein Ein und Alles. Aber in allen damaligen Ostblockstaaten ließ sich dieses Hobby kaum ausleben. Denn überall fürchtete die Staatssicherheit, die Sportler könnten die Fliegerei dazu missbrauchen, sich abzusetzen.

In Deutschland gelang es bald ganz gut, Fuß zu fassen. Mal fand er Arbeit in Druckereien und Buchbindereien, dann in einem Holzwerk, als Pferdepfleger, als Versandhelfer – und vor allem als Fernfahrer. "Ich war quer durch ganz Europa unterwegs", erzählt er. Und hat sich dabei zumindest Grundkenntnisse in einem halben Dutzend Sprachen angeeignet. In seiner Freizeit war er vielseitig sportlich aktiv – eben vor allem mit Fallschirmspringen, auch als Trainer.

Genuss für ein paar Minuten

Mehr als 4500-mal schon hat Vaclav L. den Schritt aus einer Maschine in den freien Fall gewagt, nicht selten auch im Team, um in der Luft Formationen zu bilden. Zu einschlägigen Treffen war er ebenfalls im In- und Ausland unterwegs. Die Kombination aus freiem Schweben und strenger Disziplin sorgen für den besonderen Kick – ein Genuss für jeweils nur ein paar Minuten.

Inzwischen aber zehrt der 57-Jährige vor allem von Erinnerungen. Denn er kann sich das Hobby vor allem finanziell längst nicht mehr leisten. Geblieben sind ihm vor allem Fotoalben, in denen er abends in seinem schmalen, kaum acht Quadratmeter großen Zimmerchen blättert. Der Platz reicht gerade für sein Bett, einen Tisch und ein Regal, für einen winzigen Fernseher blieb nur das Fensterbrett – selbst Gefängniszellen sind oft größer.

Auslöser für den Absturz – zum Glück nicht bei seinem Lieblingssport, sondern im sozialen Leben – waren schwere Erkrankungen an Lunge und Leber, über die zu reden ihn größte Überwindung kostet. Wieder und wieder und in immer kürzeren Abständen büßte er seine Arbeitsstellen ein, in den Übergangszeiten zu Arbeitslosengeld und Sozialhilfe entstanden Schulden, mit etwas Abstand folgte der Verlust seiner Wohnung. Er musste bei der Bahnhofsmission und der Heilsarmee anklopfen und landete in Notschlafstellen. Seine Habe wurde eingelagert – was sein karges Budget zusätzlich schmälert. Dank Insolvenzberatung und weiterer Hilfen konnte Vaclav L. wieder Tritt fassen, auch mit einem neuen Job. Auch ein eigenes, kleines Appartment ist in Sicht. Die Weihnachtsaktion, die seinen "Fall" hier beispielhaft vorstellt, will ihn und andere Hilfsbedürftige beim Neustart unterstützen.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

 

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