Fall 33: "Kind baut mich auf"

19.12.2017, 10:57 Uhr

Krank zu sein, aber nicht (mehr) krankenversichert, ist geradezu fatal. Erst recht als Mutter eines bald zweijährigen Sohnes. "Im Augenblick sind nur Notfälle abgesichert", erläutert Roswitha G. Aber zum Beispiel weder eine ambulante Psychotherapie noch eine Schilddrüsenoperation – und beides halten ihre Ärzte für dringend erforderlich. Zumal sie Verantwortung für ihr Kind trägt und deshalb auch in der Lage sein soll, die Fürsorge zu leisten. Immerhin: "Der Kleine baut mich auf", sagt sie selbst. Und auch die zuständige Sozialpädagogin und Familienhelferin bestätigt, dass sich die Mutterrolle schon stabilisierend auf die Situation der 34-Jährigen aus dem Großraum Nürnberg ausgewirkt hat.

Wochen im Mutter-Kind-Haus

Das war nicht selbstverständlich: Auch nach der Geburt war Roswitha G. zunächst noch massiven Stimmungsschwankungen unterworfen. Sie ist ständig auf Medikamente angewiesen; kommt es da zu Unregelmäßigkeiten, leidet sie unter massiver Antriebslosigkeit – salopp gesagt: Sie lässt alles schleifen. Für mehrere Wochen fand sie mit ihrem Sohn deshalb auch Aufnahme in einem Mutter-Kind-Haus. Dann entschloss sie sich, auch ein wenig notgedrungen, bei dem Vater des Kindes einzuziehen.

Einmal, damit der Junge tatsächlich mit beiden Elternteilen aufwachsen kann. Aber auch, weil Ärzte und der Sozialdienst des Jugendamtes darauf drängten, dass sie mit ihren psychischen Problemen nicht allein lebt, auch nicht als Alleinerziehende.

Die Depressionen der 34-Jährigen aus dem Großraum Nürnberg haben Wurzeln, die weit zurückreichen in ihre eigene Kindheit. Das reicht von traumatischen Erfahrungen im Elternhaus bis zum Gemobbtwerden und Scheitern in der Schule – und auch zu einer Ausbildung hat es dann nicht mehr gereicht.

"Das ist", beschreibt sie ihre depressiven Phasen, "wie ein trauriger Film", der immer wieder vor ihrem inneren Auge abläuft. Und so hatte sie irgendwann auch den Überblick über alles "Amtliche" verloren, war Beiträge schuldig geblieben und so aus der Versicherung "gekippt".

Nur: Ob und wie gut Roswitha G. und ihr Partner tatsächlich dauerhaft zusammenpassen, wird sich zeigen müssen. Dabei wäre eine Heirat – rein formal betrachtet – die simpelste Lösung: Damit wäre sie von einem Tag auf den anderen als Angehörige mitversichert. Das Jobcenter dagegen behandelt das Paar mit Kind sehr wohl wie eine Familie: als "Bedarfsgemeinschaft" – ohne Anspruch. Denn mit dem Einkommen des Mannes lässt sich der Lebensunterhalt bestreiten, wenn auch nur ganz knapp. Daher steht der Mutter nur das Erziehungsgeld zu; beim Jobcenter geht sie leer aus. Tragisch, denn darüber wäre die Versicherung ebenfalls geregelt.

 

"Freude für alle e. V." bittet heute herzlich um Beistand für Familien wie die von Roswitha G. Die Aktionskonten:
Sparkasse Nürnberg:
DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth:
DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen:
DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg:
DE83 7601 0085 0400 0948 54


Alle Zuwendungen kommen ohne Abzüge unmittelbar Bedürftigen in unserer Region zugute. Für zweckgebundene Spenden genügt die Angabe der Fallnummer.

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