Fall 8: Lücke im System

19.11.2018, 08:11 Uhr

Immer wenn sie über ihre aktuelle Situation sprechen will, kommen der 27-Jährigen unweigerlich die Tränen. Eigentlich hatte die Mutter einer dreijährigen Tochter ihr Leben gut im Griff. Zwar kann sie mit den Zahlungen des Jobcenters, mit Kindergeld und einem Unterhaltsvorschuss keine großen Sprünge machen, doch das sei kein Problem, wie die Nürnbergerin betont. "Ich brauche nicht viel." Ihre Zwei-Zimmer-Wohnung ist gemütlich eingerichtet, dass einige der Möbel ziemlich in die Jahre gekommen sind, stört sie nicht.

Lange gut klargekommen

Damit das Geld auch wirklich bis zum Monatsende reicht, führt die junge Frau ein Haushaltsbuch und plant alle Mahlzeiten vor. In Prospekten sucht sie nach Sonderangeboten und richtet ihre Einkaufsroute danach aus. Das funktioniere gut, sagt S., "ich komme wunderbar zurecht".

Genauer gesagt: Sie kam zurecht. Denn jetzt macht ihr eine Lücke im Hilfesystem zu schaffen. Weil ihre Tochter drei Jahre alt geworden ist, musste sich Melanie S. arbeitssuchend melden. Damit wechseln auch die Zuständigkeiten, das Geld kommt nicht mehr vom Jobcenter, sondern von der Arbeitsagentur.

Anfang Oktober hat Melanie S. die letzte Zahlung vom Jobcenter erhalten, das Arbeitslosengeld jedoch wird erst Ende November fällig. Das heißt also, sie muss vier Wochen nur mit Hilfe von Kindergeld und Unterhaltsvorschuss überbrücken.

Davon könne sie auf keinen Fall ihre Miete zahlen, sagt die Sozialpädagogin, die die Weihnachtsaktion um Hilfe gebeten hat. "Es wird auch schwierig, den Lebensunterhalt zu bestreiten." Ein "untragbarer Zustand", wie die Fachfrau findet. "Die Ärmsten der Armen erhalten faktisch eine erhebliche Leistungskürzung, für die sie nichts können."

Problem verschiebt sich nur

Zwar hat S. von der Behörde ein kleines Darlehen erhalten, doch das deckt nur einen Teil des Defizits. Und da die Summe von der nächsten Überweisung abgezogen wird, verschieben sich die Probleme nur. Man habe ihr auch deutlich gesagt, dass das eine Ausnahme sei, erzählt die Nürnbergerin. Normalerweise gebe es einen Vorschuss nur, wenn eine Kündigung der Wohnung oder eine Stromsperre droht. "Dabei weiß ich auch jetzt nicht, wovon ich in den nächsten Wochen leben soll."

Schwer zu ertragen sei es auch, ständig als Bittstellerin behandelt zu werden. "Manchmal fühle ich mich wie ein Mensch zweiter Klasse." Deshalb hofft S., dass sie bald wieder Arbeit findet und nicht mehr auf Unterstützung angewiesen ist. Dann könnte sie vielleicht auch einen großen Wunsch ihrer Tochter erfüllen. "Endlich mal auf den Christkindlesmarkt gehen, das wäre schön."

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

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