Falsche Polizisten: Fiese Betrugsmasche überrollt Franken

27.7.2017, 16:47 Uhr
Die Zahl an Betrugsfällen über das Telefon, bei dem die Opfer von vermeintlichen Polizisten angerufen werden, stieg stark an.

© Arno Burgi/dpa Die Zahl an Betrugsfällen über das Telefon, bei dem die Opfer von vermeintlichen Polizisten angerufen werden, stieg stark an.

Der Trick an der Geschichte ist so einfach, wie gerissen. Die Opfer sehen auf ihrem Display die Notrufnummer 110 mit der jeweiligen Ortsvorwahl und glauben daher, sie würden von der Polizei angerufen. "Das Phänomen ist nicht neu, aber wir verzeichnen einen massiven Anstieg", sagt Thomas Hörath, Leiter des Nürnberger Dezernats für Eigentums- und Vermögensdelikte. Wurden im zweiten Halbjahr 2016 noch gut 100 solcher Fälle bei der Polizei behandelt, bei denen 18 Menschen tatsächlich geschädigt worden waren, musste die Polizei im ersten Halbjahr 2017 bereits fast 500 Fälle in Mittelfranken behandeln, bei denen die Opfer um insgesamt 600.000 Euro gebracht worden waren.

Dabei ist es ein bundesweites Phänomen, bei dem die Täter vor allem mit Angst operieren und dabei geschickt vorgehen: In perfektem Deutsch und sehr redegewandt täuschen sie den Opfern vor, im Rahmen von Ermittlungen oder einer Festnahme auf deren Namen gestoßen zu sein und nun befürchtet werden müsse, dass bei ihnen ein Einbruch geplant sei. Die Opfer werden nach Vermögensverhältnissen ausgefragt und schließlich aufgefordert, Geld oder Wertgegenstände in die sichere Verwahrung der Polizei zu übergeben. Andere sollen Geld auf ein ausländisches Konto überweisen.

Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, wie Hörath sagt. Die verwendeten Rufnummern sind vorgetäuscht und daher nachträglich nicht mehr nachvollziehbar, meist sitzen die Täter in Callcentern im Ausland. Daher hat das Polizeipräsidium Mittelfranken nun eine achtköpfige Ermittlungskommission eingerichtet, die sich nur um diese Fälle in Mittelfranken kümmert. Mit ersten Erfolgen: So wurden unlängst ein 54- sowie ein 64-jähriger Tatverdächtiger festgenommen, die auf frischer Tat ertappt worden waren.

Neben den Ermittlungen und dem teilweise massiven finanziellen Schaden ist der schleichende Vertrauensverlust in die Polizei ein weiteres Problem. "Denn dadurch wird auch unsere Ermittlungsarbeit immer schwieriger", so Hörath. Denn die Täter bedienen sich eben nicht nur der Gutgläubigkeit ihrer Opfer, sie nutzen vielmehr das Vertrauen aus, das man in der Regel in die Polizei hat.

Die Betrüger finden immer neue Varianten, als falsche Beamte Geld zu erbeuten. Dennoch gibt es ein paar Tipps, was man beachten sollte:

- Die Polizei ruft nie mit der Rufnummer 110 an, die Notrufnummer dient einzig den Bürgern, im Notfall die Polizei zu alarmieren.
- Erscheint die 110 auf dem Display, sollte man nie abheben, andernfalls landet man im Callcenter der Betrüger. In diesem Fall sollte man sofort wieder auflegen und die Polizei alarmieren.
- Am Telefon sollte man keine Angaben zu seiner finanziellen Situation machen. Davon abgesehen fragt die Polizei am Telefon nie nach Bargeld oder Wertgegenständen - außer man hat selbst vorher eine Anzeige erstattet.
- Man sollte nie Geld an jemanden übergeben, den man nicht kennt.
- Ob nun in Zivil oder in Uniform, man sollte sich immer einen Dienstausweis zeigen lassen und ihn sorgfältig prüfen. Bei dem geringsten Zweifel ruft man am besten gleich bei der Polizei an und fragt dort konkret nach dem Beamten nach.
- Wer ältere Verwandte oder allein lebende Nachbarn hat, sollte diese über die Betrugsmasche aufklären.
- Grundsätzlich gilt: Fremde nie in die Wohnung lassen.

Der Präventionsbus der Polizei klärt am 1. August in Erlangen auf (10–12 Uhr: Rathausplatz, 13–15 Uhr: Hugenottenplatz).

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