Faschingstrends auf der Spielwarenmesse

31.1.2014, 16:30 Uhr
Der St.Patrick’s Day kann kommen: Der Anzug im Kleeblatt-Look ist wie der Herr im Testbild-Design ein echter Hingucker.

© Stefan Hippel Der St.Patrick’s Day kann kommen: Der Anzug im Kleeblatt-Look ist wie der Herr im Testbild-Design ein echter Hingucker.

„Hallo, haben Sie Interesse an Mutanten?“ Nicht gerade eine klassische Frage für den Einstieg ins Verkaufsgespräch. Heinz Streubert stellt sie trotzdem, als wäre sie die normalste der Welt. Der Verkaufsleiter der Firma Zoelibat aus Heppenheim hat jede Menge grusliger Masken und halloweenesker Verkleidungen in seinem Sortiment. Neben den schauderhaften Kostümen hat sich das Unternehmen auf das wachsende Geschäft mit künstlichen Augenlinsen konzentriert. Über 180 verschiedene Kontaktlinsen bietet Zoelibat an. Von außergewöhnlichen Farben wie Knallrot bis hin zu Motiven wie Katzenaugen, Smileys, Särge oder Teufelshörner bedient die Firma jeglichen Geschmack. Menschen mit Sehschwäche können sich bunte Dioptrien-Linsen in verschiedenen Stärken zulegen. „Wir haben Dreimonats-Linsen für 3,90 Euro und Einjahres-Linsen für 5,90 Euro das Paar“, sagt Geschäftsführer Frank Hanninger.

Vor allem weibliche Teenager stehen auf Schnauzer

Ein Party-Trend sind auch die über 600 verschiedenen künstlichen Schnurrbärte aus Vilnius.

Ein Party-Trend sind auch die über 600 verschiedenen künstlichen Schnurrbärte aus Vilnius.

Während die Kontaktlinsen im Fasching, auf Mottopartys und vor allem an Halloween voll im Trend liegen, handelt Tomas Siuipys mit einem Accessoire, das ebenfalls auf keiner Party mehr fehlen darf. „Trend? Das ist eine Manie!“ sagt der Litauer über das Geschäft mit künstlichen Oberlippenbärten. Als er auf der Spielwarenmesse vor einem Jahr Bärte am Stiel verteilte, konnte er kaum glauben, wer da immer mehr haben wollte: „Das waren zu 80 Prozent junge Teenager-Mädchen.“ Wie der Mustache-Hype entstand, weiß Siuipys selbst nicht genau: „Ich glaube, Heidi Klum hat damit angefangen.“ Plötzlich präsentierten sich weibliche Prominente und solche, die sich dafür halten, mit Schnauzer auf Fotos in den sozialen Netzwerken. Abbilder der Bärte finden sich längst auch auf T-Shirts, Stoffbeuteln, Taschen und selbst auf Haushaltsgegenständen.

Tomas Siuipys freut es. Über 600 verschiedene Arten von Bärten produziert seine Firma „Mustaches“ in Litauen. In Handarbeit kämmen und zwirbeln 25 Vollzeitkräfte in Vilnius jedes einzelne Stück. Für ältere Bartträger bietet die Firma sogar leicht angegraute Versionen an.

Qualität ist Siuipys besonders wichtig. Für das Ankleben der Bärte verwendet Mustaches anti-allergene Pflaster. Diese sollen Hautreizungen vorbeugen und können auch leicht wieder entfernt werden. Wie viel ein einzelner Bart letztlich kostet, hängt von der Dauer der Einzelproduktion ab. Los geht es ab 1,50 Euro.

Natürlich lässt sich nicht jeder Bart einfach einer bestimmten Region zuordnen, sagt der Experte und zeigt auf ein Exemplar: „Ich dachte, dass dieser Bart zu einem britischen General von vor 200 oder 300 Jahren passt.“ Später erklärten ihm ein paar Norweger, dass dies der klassische skandinavische Seemannsbart sei.

17 europäische Länder beliefert Mustaches mittlerweile. Einem italienischen Händler musste Siuipys drei Jahre gut zureden, bis dieser die künstlichen Party-Bärte endlich in sein Sortiment nahm: „Er war geschockt, wie gut das Geschäft lief.“ Nicht ausgeschlossen, dass die Welle bald auch auf andere Kontinente überschwappt.

Ist der künstliche Bart erst richtig befestigt, kann man sich um seine Kleidung Gedanken machen. Warum eigentlich immer in Nadelstreifen durch die Gegend laufen? Für das Gegenteil eines Businessanzugs wirbt die Firma OppoSuit. Ihr Motto: „Worn to be wild“. Wer schon immer mal als Ganzkörper-TV-Testbild auf eine Party gehen wollte, hat dazu jetzt Gelegenheit. Jackett und Hose sind perfekt aufeinander abgestimmt. Die passende Krawatte komplettiert die nicht alltägliche Kombination.

Wer es grusliger möchte, trägt an Halloween skurrile Kontaktlinsen.

Wer es grusliger möchte, trägt an Halloween skurrile Kontaktlinsen.

Ob mit dem britischen Union Jack, den amerikanischen Stars and Stripes oder im knalligen Oranje-Outfit – die in neun Größen verfügbaren Anzüge sind definitiv ein Hingucker. Dabei kommen nicht nur Faschingsfans auf ihre Kosten. Der stilecht in Weiß-Blau gehaltene bayerische OppoSuit könnte der ausgelatschten Lederhose auf dem Oktoberfest tatsächlich den Rang ablaufen. Für den irischen St.Patrick’s Day empfiehlt sich der grüne Anzug mit Kleeblättern. Das Modell Rudolph mitsamt einer ganzen Herde von Rentieren stimmt schon jetzt wieder auf Weihnachten ein.

Wem sein künstlicher oder doch selbst gewachsener Schnauzer im Gesicht aber nicht ausreicht, der sollte zum Modell Tashtastic greifen: einem schwarz-weißen Anzug mit sämtlichen Schnurrbärten, die die echte Männerwelt zu bieten hat.

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