Faszinierende farbige Fassaden in Nürnberg

23.8.2014, 06:00 Uhr
Faszinierende farbige Fassaden in Nürnberg

© Andreas Franke

Was soll denn das? Viele Betrachter trauten ihren Augen nicht, als sie den Herrensitz Schübelsberg in der Bismarckstraße 36 erstmals nach der Sanierung sahen. Die altehrwürdige Sandsteinfassade mit Patina war einer „rosafarbenen“ Außenhaut mit weißen Linien gewichen. Kitsch statt Denkmalschutz?

Dass es bei der aufwendigen Renovierung des altehrwürdigen Gebäudes aus dem Jahr 1602 sehr wohl originalgetreu zuging, das betont Nürnbergs Baureferent Daniel F. Ulrich ausdrücklich, auch wenn sich Generationen von Nürnbergern seit dem 19. Jahrhundert an die „sandsteinsichtigen“ Fassaden gewöhnt haben.

Doch in den Jahrhunderten zuvor war Nürnberg sehr viel farbiger. Entweder durch den mit roter Erde versehenen Schutzanstrich („Nürnberger Rot“) wie beim Schübelsberg, der dann auch noch mit den markanten weißen Linien der „Quader-Malerei“ versehen war — und wieder ist. „Auch das war früher üblich in Nürnberg, damit es wie ein Steinbau aussah“, erläutert Nikolaus Bencker, Nürnbergs oberster Denkmalschützer. Oder durch bunte Fachwerkfassaden in Ockergelb, Grau, Blau oder Grün.

Der Herrensitz im neuen Gewand eignet sich daher bestens als ein farbiges Schauobjekt beim „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September. Von 11 bis 16 Uhr finden Führungen durch das Haus statt, auch im Inneren spielt die Farbgebung bei der Gestaltung eine wichtige Rolle.

Schatz im Depot

„Ausgehend von Nürnberg ist die ganze Welt im 16. Jahrhundert bunter geworden“, behauptet Jochen Zeitler. Der Stadtarchäologe macht dies an den farbigen Keramiken fest, die von der Handelsmetropole Nürnberg aus ihren Siegeszug angetreten haben. Zahlreiche bemalte Fayencen, Porzellane und Steingut lagern im Depot in der Kongresshalle am Volksfestplatz. Zeitler und Mitglieder des Archäologievereins führen von 10 bis 16 Uhr durch die Sammlung.

„Jahrzehntelang führte die Pfeifergasse in Nürnberg ein Schattendasein als graue Maus“, sagt Bencker. „Bis die Altstadtfreunde viele Häuser nach und nach saniert und die alte Farbgestaltung wieder zum Vorschein gebracht haben.“ Somit passen die Häuserzeilen bestens zum diesjährigen Motto des Denkmaltages. Mitglieder der Altstadtfreunde führen viertelstündlich zwischen 11 und 16 Uhr durch die Gasse. Treffpunkt: Zirkelschmiedsgasse/Ecke Schottengasse.

Zwei prächtige Altäre

Mit dem Peters- und dem Katharinenaltar kann auch die Sebalduskirche etwas zum Programm beitragen. Die beiden mittelalterlichen, farbenprächtigen Altäre haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich, berichtet Pfarrer Gerhard Schorr. Der Petersaltar stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und steht seit seiner Sanierung am ursprünglichen Stammplatz im Scheitelpunkt des Ostchores. Der Katharinenaltar — ebenfalls aus dieser Zeit — ist im Westchor zu bestaunen. Um 14 und 15.30 Uhr finden Führungen in der Kirche statt.

Auf dem Programm steht auch die Besichtigung des ältesten Fachwerkhauses in Nürnberg in der Oberen Schmiedgasse 54/56. Es stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und ist innen farbig gestaltet. Fachwerk ist an der Nordseite. Erst durch die Sanierung der rechten Hälfte ist sichtbar geworden, dass es sich um ein Doppelhaus handelt. „Es ist eines der ältesten Doppelhäuser in Europa“, betont Bencker. Und hat heute zwei Eigentümer.

Von 9 bis 16 Uhr finden Besichtigungen auf der Baustelle statt (feste Schuhe, Trittsicherheit). Schließlich gibt es Führungen zum Grab des berühmten Nürnberger Henkers Frantz Schmidt auf dem Rochusfriedhof (11 bis 15 Uhr, zu jeder halben Stunde).

Alle Führungen sind kostenlos. Zum Denkmaltag erscheint eine farbige Broschüre (fünf Euro).

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