Fertig machen für den Riesenmarkt

17.10.2012, 16:00 Uhr
Fertig machen für den Riesenmarkt

© Roland Fengler

Der Mann ist die Zuversicht auf zwei Beinen: Kaum zu bremsen ist Jörg Franke beim Thema elektrische Antriebe. Egal ob weltweit wachsender Energiehunger, zunehmende Verstädterung oder steigende Umweltauflagen: Per Strom auf Touren gebrachte Motoren sind für den Leiter des Instituts für Fabrikautomatisierung und Produktionssysteme der Uni Erlangen-Nürnberg die Schlüsseltechnologie schlechthin für die Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre. „Für Franken sind das gute Nachrichten“, ist Franke überzeugt — und das soll nun auch der Rest der Welt erfahren.

Im vergangenen Jahr feierte die EDPC Premiere, damals noch mit 300 Besuchern auf dem Uni-Gelände. Jetzt laden Franke und Messeveranstalter Mesago als treibende Kräfte schon schon ins Kongresszentrum Ost in Langwasser, erwarten dort noch bis morgen rund 500 Teilnehmer, davon jeden Vierten aus dem Ausland. 16 Fachvorträge sind im Angebot. 27 Firmen präsentieren sich zudem im Foyer mit eigenen Ständen.

Besonders im Blick: Die Produktionstechniken, mit denen die E-Antriebe entstehen. „Dafür gab es bisher weltweit keine signifikante wissenschaftliche Konferenz“, sagt Franke. Jetzt schon. „Die nordbayerische Industrie ist in diesem Bereich sehr stark aufgestellt“, glaubt der Experte im Einklang mit OB Ulrich Maly und Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Namen wie Baumüller und Brose stehen dafür, „natürlich auch Siemens als Weltmarktführer“.

Hapern tut es noch am Teamwork über Fachgrenzen hinweg, etwa zwischen Entwicklern und Fertigungsingenieuren oder Maschinenbauern und Elektrotechnikern. Ein Problem. Zwar lockt der Markt für elektrische Antriebe mit gewaltigen Umsatzversprechen. Aber nur für den, der den parallel steigenden Qualitätsansprüchen gerecht wird.

Beispiel Elektroauto: Allein die vermutlich wachsende Rolle von Elektromotoren in der Autoindustrie könnte den Umsatz mit elektrischen Antrieben in Deutschland von zurzeit noch recht bescheidenen rund zehn Mrd. € vervielfachen. Profitieren dürften davon aber nur Hersteller, die statt der bisher üblichen wenigen, dafür großen E-Antriebe auch hohe Stückzahlen kleinerer, dennoch leistungsstarker Motoren fertigen können. Und das flexibel, in konstant hoher Detailqualität und platzsparend. Zwei Bauteile für E-Motor und Steuerung? Dafür ist der Raum im Auto zu knapp.

Wie groß wird der Kuchen?

Damit der Wandel gelingt und die Umsatzpotenziale bei E-Antrieben tatsächlich auch gehoben werden, sollen auf der EDPC die richtigen Fachleute zusammenfinden. Spannend auch die Frage, wie groß der Kuchen am Ende sein wird, für den jetzt alle schon mal die Tortengabel in die Hand nehmen.

Klar, wenn zum Beispiel Deutschland eine flächendeckende Infrastruktur für E-Autos aus dem Boden stampft, wenn China vielleicht Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den Innenstädten verbietet, wird der Markt für E-Antriebe zur mehrstöckigen Festtorte. Läuft es schlecht, reicht es unter Umständen aber auch nur zum trockenen Marmorkuchen.

„Es stimmt schon, es dauert oft länger, als man am Anfang hofft“, räumt selbst Berufsoptimist Franke ein. Seinen Glauben an den E-Antrieb als wirtschaftlichen Erfolgsgaranten erschüttert das aber nicht; dafür würden dessen Stärken wie der hohe Wirkungsgrad bei leichter Steuerbarkeit und großer Leistungsdichte schon sorgen. Und dann wollen sie zu den großen Gewinnern gehören. Die fränkischen Unternehmer.

 

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