Tauchpark in Nürnberg: Riesiger künstlicher See geplant

27.11.2014, 16:58 Uhr
Tauchpark in Nürnberg: Riesiger künstlicher See geplant

© Tauchpark Nürnberg

Derzeit ragt ein Wäldchen mit etlichen riesigen Laubbäumen an der Ecke Regensburger/Hans-Kalb-Straße in den Himmel. Bei Club-Spielen ziehen zehntausende Fußball-Anhänger an dem verwilderten Areal vorbei. Wenn es nach dem Nürnberger Mark Hose geht, soll hier in zwei Jahren ein Treffpunkt für Taucher sein.

Die Idee: Ein künstlicher See mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern soll Unterwasser-Fans eine natürliche Landschaft bieten. Statt dem Eindruck einer gekachelten Schwimmhalle könnte man Höhlen oder ein Wrack erkunden, Wasserpflanzen und Karpfen, Schleie, Barsche oder Störe in einer natürlichen Umgebung erleben. Das Gewässer dürfte im wesentlichen zwischen drei und 18 Metern tief sein, ein beleuchtetes „Blue Hole“ soll sogar in 35 Meter hinab führen.

Der Gast befindet sich in einer sicheren Umgebung, betont Mark Hose, Geschäftsführer von Tauchpark Nürnberg. Zum einen wären viele Bereiche Kamera überwacht, zum anderen dürfte niemand allein auf Unterwasser-Expedition gehen. Den Personalbedarf gibt Hose mit 35 Mitarbeitern an. Neben erfahrenen Tauchern sind aber auch Wassertechniker nötig, um eine Eintrübung des Kunstsees zu vermeiden. Mit diesen Problemen hatte ein ähnliches Unternehmen in der Nähe von Köln schwer zu kämpfen.

Da man auf Chemie wie Chlor zur Reinigung verzichten möchte, hat sich Hobbytaucher Hose bei der Delfinlagune im Tiergarten umgesehen: Dort wird mit komplizierter Technik und Ozon eine ständige Filterung und Säuberung des Wassers vorgenommen.

Zu den Eintrittspreisen in die Unterwasserwelt gibt es erste Überlegungen: Ein Tauchgang sollte 15 Euro kosten, der halbe Tag 45 Euro, ein Jahresabo 999 Euro. Pro Jahr seien 100.000 Besucher realistisch, rechnet der 40-jährige. Soweit die Theorie.

Doch bis etwa 50.000 Kubikmeter Erdreich neben dem August-Meier-Altenheim ausgebaggert werden, ist es noch ein weiter Weg. Da ist zunächst einmal die Finanzierung: Für das Grundstück und den See nebst Tauchschule, bei der man sich die geeignete Ausrüstung ausleihen kann, rechnet Hose mit 15 Millionen Euro. Nach seiner Auskunft sind bereits 75 Prozent über Investoren abgedeckt. In Verbindung damit ist auch ein Hotel geplant, geschätzte Kosten: 35 bis 40 Millionen Euro. Hier sei man mit einer Hotelkette im Gespräch.

„Einige geniale Ideen“

Noch wichtiger ist jedoch, was die Stadt Nürnberg mit dem 38.000 Quadratmeter großen Grundstück vorhat: Der Anschluss über die Regensburger Straße an die Autobahn A9 ist kurz, doch auch mit S-Bahn und Bussen lässt sich das Areal gut erreichen.

Der Freistaat ist Eigentümer des bewaldeten Grundstücks. Adelheid Werner-Stemmer, Leiterin der Regionalvertretung von Bayern Immobilien, weiß, dass die Fläche sehr begehrt ist: „Da sind schon einige Personen mit tollen, genialen Ideen bei uns vorbei gekommen. Doch ich konnte zu allen Bewerbern nur sagen: Ohne die Stadt geht gar nichts. Die Stadt muss zustimmen.“

Axel Eisele vom städtischen Amt für Wirtschaftsförderung, selbst begeisterter Taucher, meint: „Das Projekt ist ambitioniert, aber es würde hierher passen.“ Es gebe durchaus einen Markt für dieses Freizeit-Unternehmen. Die nächst gelegene, größere Tauchmöglichkeit seien schließlich Baggerseen in Richtung Amberg.

Im Bebauungsplan ist das Areal bisher als „Sondergebiet für öffentliche Verwaltung“ ausgewiesen. Hier sollten früher einmal Behördenbüros entstehen, die jedoch mittlerweile überflüssig geworden sind. Der Bebauungsplan müsste aber auf alle Fälle geändert werden. Baureferent Daniel Ulrich hat da auch keine grundsätzlichen Bedenken gegen das Hotel mit Tauchlandschaft: „Ein interessantes Projekt, nicht unvorstellbar.“

Bislang liegt ihm nur eine bunte, ansprechende PowerPoint-Präsentation vor. Er braucht aber deutlich mehr: Ein konkreter Vorhaben und Erschließungsplan würde schließlich zu einem Bauantrag führen. Dafür benötigt Ulrich harte Daten: eine konkrete Fassung des Vorhabens sowie echte Garantien in Form von Bankbürgschaften oder einem anderen Kapitalnachweis.

Sicherlich müsse auch über Ausgleichsmaßnahmen für die dicken Eichen und andere Bäume nachgedacht werden. Ein Blick auf die derzeitige Rechtsform macht ihn nachdenklich: Für das Vorhaben zeichnet Hose mit einer Unternehmergesellschaft (UG) verantwortlich, die nur mit einem Euro haftet. Für Hose ist das Grundstück nicht allein entscheidend: Wenn es nicht an dem Standort klappt, gibt es andere, sagt der gelernte Dreher und Hobbytaucher. Am Projekt wolle er jedenfalls festhalten.

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