Fleischloser Donnerstag

7.3.2011, 07:55 Uhr
Fleischloser Donnerstag

© Habenstein

Ann-Kathrin Schäfer ist die Jüngste im Bunde. Mit elf Jahren wurde sie zum ersten Mal Vegetarierin. „Ich war damals totaler Pferdefan und hätte niemals Pferdefleisch essen können“, sagt sie, „und auch die anderen Tiere haben mir leidgetan.“ Einen Monat lang hielt die Schülerin durch. Dann kam ihr ein Schnitzel in die Quere.

Zwei Jahre später wurde bei dem Mädchen das Thema wieder aktuell. Die 13-Jährige informierte sich über die Massentierhaltung und sah sich im Fernsehen Dokumentationen an. „All diese schrecklichen Bilder von den Schlachthöfen! Seitdem konnte ich keinen Bissen Fleisch mehr Essen“, erzählt sie.

Die Schülerin engagiert sich bei einem Tierschutzverein. Auch bei der neuen Bürgerinitiative ist sie als jüngstes Mitglied mit von der Partie und hofft, dass der vegetarische Funke — zumindest tageweise — auf die Nürnberger überspringt. Die 15-Jährige hat vor gut einem Jahr den Schritt von der Vegetarierin zu Veganerin gemacht, „aber der war dann nicht mehr allzu groß“.

Auch ihre Mutter ernährt sich inzwischen fleischlos, „der Einfluss meiner Tochter“, sagt Beate Schäfer augenzwinkernd. „Anfangs war ich gar nicht damit einverstanden, dass sie vegetarisch lebt — geschweige denn vegan“, erzählt die 44-Jährige. Inzwischen habe sie Geschmack an der vegetarischen Lebensweise gefunden, „unser Essen ist viel abwechslungsreicher und bunter geworden“, fährt sie fort. Bis auf den Sohn ernährt sich jetzt die ganze Familie vegetarisch.

„Aber eine Veganerin werde ich wohl nie werden“, meint Beate Schäfer. Milch könne man geschmacklich nur schwer ersetzen.

Mutter und Tochter sind lediglich zwei der fast 70 Besucher, die zum ersten Info-Abend der Bürgerinitiative gekommen sind. Knapp ein Drittel des überwiegend jungen Publikums isst Fleisch. Unter ihnen befindet sich auch SPD-Stadtrat Thorsten Lunz. „Ich hänge am Fleischgenuss“, gibt der Nürnberger offen zu, allerdings versuche er schon, an zwei bis drei Tagen in der Woche komplett auf Fleisch zu verzichten. „Ein vegetarischer Tag pro Woche müsste doch drin sein“, betont er und will sich auch mit einem entsprechenden Antrag für einen fleischlosen Donnerstag starkmachen.

Albert Einstein als Vorbild

Auch ein weiterer Fleischesser ist von der Idee sichtlich angetan: „Es werden ja nicht Bratwurst und Schäufele grundsätzlich verboten, es geht ja nur um einen Tag pro Woche.“ Der 24-Jährige outet sich als „Flexitarier“. Dabei handelt es sich um Gelegenheitsvegetarier, die großen Wert auf eine gesunde Ernährung legen und wenig Fleisch essen. Sie gelten als neue Trendsetter.

Eine 18-Jährige meint: „Ich glaube nicht, dass mit einem fleischlosen Donnerstag die Leute von heute auf morgen Vegetarier werden, aber vielleicht lassen sie sich ja inspirieren.“ Ein Umdenken sei früher oder später sowieso vonnöten.

„Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung“, wird Albert Einstein auf dem Podium zitiert. Die Initiative hat Experten eingeladen, die zu den Themen Klimaschutz, Gesundheit, Welthunger und Tierschutz informieren.

Im Laufe des Abends werden an die Zuhörer kleine Broschüren verteilt: Nürnbergs erster vegetarischer Stadtplan. Die Frankenmetropole bringt es auf insgesamt acht vegetarische und vegane Restaurants und Imbisse.

Die meisten befinden sich in der Nord- und Innenstadt, zwei in der Südstadt. „Immerhin“, kommentiert Christina Focke, Sprecherin der Bürgerinitiative, „in Erlangen gibt es kein rein vegetarisches-veganes Restaurant, in Berlin und Leipzig dagegen umso mehr.“ In Nürnberg exisriere eine gute Basis, „die jedoch durchaus noch ausbaufähig ist“.

http://nuernberg.donnerstag-veggietag.de

 

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