Flüchtlingspolitik im Widerspruch mit christlicher Botschaft

21.10.2013, 07:40 Uhr
Flüchtlingspolitik im Widerspruch mit christlicher Botschaft

© afp

„Niemand verlässt seine Heimat ohne Grund“, mahnte Butz. Den als Wirtschaftsflüchtlingen geschmähten Menschen in Not drohe im schlimmsten Fall der Tod im Meer und ansonsten oft ein jahrelanges Leben in Illegalität.

Stadtdekan Jürgen Körnlein appellierte an die Gastfreundschaft als christliche Selbstverständlichkeit, die in der Bibel etwa beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter thematisiert werde. Er berichtete von der Aslybewerberunterkunft, die das Dekanat Nürnberg trotz Vorbehalten in Penzendorf bei Schwabach eingerichtet hat. Zwar habe es auch Proteste und Schmierereien gegeben, aber nachdem die Nachbarn und die Bevölkerung sich bei Einladungen ein eigenes Bild machen konnten, sei mittlerweile ein Dialog in Gang gekommen.

Residenzpflicht lockern

Um den Flüchtlingen, die in Nürnberg untergebracht sind, ihr Schicksal zu erleichtern, forderte Körnlein etwa eine Lockerung der Residenzpflicht und frühzeitige Arbeitserlaubnis. Sehr wichtig sei ein verbessertes Angebot an Sprachkursen, für das sich im Moment auch die Stadtmission mit einem Projekt einsetzt. Auch die Bürger müssten sich mit den Flüchtlingen und ihren Schicksalen auseinandersetzen, damit wieder so etwas wie eine „Willkommenskultur“ entstehen könne. „Wir müssen die Anonymität auflösen, indem wir uns wieder von Mensch zu Mensch begegnen.“

„Ich fliehe, weil mir Unheil droht, aber niemand will meine Geschichte hören“, beschrieb der Rechtsanwalt Wolfgang Steckbeck die Lage eines Flüchtlings. Durch das mittlerweile angewandte „Dublin-Verfahren“ sei ein gesamteuropäischer Verschiebebahnhof entstanden, bei dem man sich wenig um individuelle Schicksale schere.

Vor allem in europäischen Randländern, die selbst finanzielle Probleme hätten, komme es dann zu menschenunwürdigen Verfahren wie der von Amnesty International angeprangerten jahrelangen Inhaftierung in Griechenland oder dem lebensgefährlichen „Push-Back“, dem Zurückschicken von manövrierunfähigen Schiffen aufs offene Meer.

Wohlhabende Länder dürfen sich nicht zurücklehnen

Angesichts solcher Missstände dürften sich die wohlhabenden Länder ohne eigene Außengrenzen nicht tatenlos zurücklehnen. Für Tobias Mähner vom Vorstand des Diakonischen Werkes Bayern ist das System der Abschottung gegenüber den Flüchtlingen absolut nicht zukunftsfähig. Die Diskussion um eine Neuausrichtung dürfte aber nicht auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.



Die Schaffung von mehr legalen Zuwanderungsmöglichkeiten sei eine Option, zur Vermeidung von Tragödien auf dem Meer solle auch geprüft werden, ob Asylanträge schon bei auswärtigen Botschaften in den Herkunftsländern gestellt werden könnten.
 

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