Fragen erwünscht: Islamwochen fördern Verständigung

6.10.2017, 14:34 Uhr
Die Islamwochen sollen helfen, Vorurteile abzubauen. Dazu sind Interessierte zu vielen Gesprächen, zu einer Trachtenmodenschau und auch in die Moschee an der Gugelstraße eingeladen.

© Foto: Ali-Nihat Koç Die Islamwochen sollen helfen, Vorurteile abzubauen. Dazu sind Interessierte zu vielen Gesprächen, zu einer Trachtenmodenschau und auch in die Moschee an der Gugelstraße eingeladen.

"Wir haben in der Vergangenheit natürlich auch immer Reizthemen bedient", sagt Ali-Nihat Koç, Sprecher der Begegnungsstube Medina, die die Islamwochen organisiert. Die Begegnungsstube ist ein ehrenamtlicher Verein, der sich aus Spenden finanziert und keinem Religionsverband angehört. Die Mitglieder bieten zum Beispiel Seelsorge für Muslime, aber auch Informationsveranstaltungen für Schulklassen oder Pflegepersonal an. Koç und seine Kollegen haben aber festgestellt, dass Themen wie ein Burkaverbot oder das Kopftuch in der Öffentlichkeit kein guter Einstieg in ein Gespräch mit den Besuchern sind. Interessierte haben daher die Möglichkeit, die Begegnungsstube und die Moschee in der Gugelstraße 92 an verschiedenen Terminen zu besichtigen.

"Wichtig ist, dass sich Menschen begegnen und ihre Fragen stellen", ist Koç überzeugt. Viele Besucher würden bei ihm das erste Mal wirklich mit einem Moslem in Kontakt kommen. "Die stellen dann fest, dass das Kopftuch kein Zeichen der Unterdrückung ist, sondern der Religiosität. Frauen werden nicht gezwungen, das zu tragen."

Der Vortrag "Fühlen sich Muslime in Deutschland als Teil der deutschen Gesellschaft?" am 10. Oktober um 18.30 Uhr wird sich auch mit der Bundestagswahl und dem hohen Abschneiden der AfD beschäftigen. Ein Thema, das die Muslime in Deutschland sehr beschäftige, so Koç. Es sei aber nicht nur die AfD, die Muslime ausgrenzt. "Die großen Parteien haben dieses Ergebnis mit ihren ausgrenzenden Vorschlägen zu verantworten", behauptet Koç, "das Islamgesetz, das Jens Spahn vorgeschlagen hat, ist ein Affront gegen uns". Das geforderte Gesetz sieht unter anderem eine Steuerabgabe für Muslime vor, wie bei der Kirchensteuer. "Das gibt es bei uns aber nicht. Wir helfen mit unseren Spenden den Hilfsbedürftigen."

Modenschau mit Dirndl und orientalischer Tracht

Politisch geht es dann auch bei der Diskussionsveranstaltung zur Leitkultur zu, am 17. Oktober, 19 Uhr. Eingeladen sind dazu der Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen (SPD), der Sprecher der Integrationskommission Max Höffkes (CSU) und Michael Helmbrecht, der frühere Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus. Die Diskussion findet im Caritas-Pirckheimer-Haus statt (Königstraße 64). Die Veranstalter haben sich dabei bewusst für einen "neutralen Boden" entschieden. Die ersten Islamwochen, die es seit dem Jahr 1997 gibt, fanden immer in Moscheen statt. "Wir haben aber gemerkt, dass da die Hemmschwelle zu kommen sehr viel höher ist", sagt Koç.

Den Höhepunkt der Islamwochen bildet die Jubiläumsveranstaltung am 28. Oktober im Kino Rio Palast (Fürther Straße 61), ab 17 Uhr. Für die Besucher gibt es dort auch eine Modenschau mit orientalischen Trachten – aber auch Dirndl und Lederhosen. Den Kontakt zu fränkischen Trachtenverbänden gibt es, seit Mitglieder der Medina beim Tag der Franken in Erlangen eingeladen waren. Später sind sie dann auch beim Trachtentag in Greding aufgetreten und haben festgestellt, dass sich orientalische und deutsche Trachten durchaus ähnlich sind. "Bei uns kann man an der Länge der Ärmel feststellen, ob die Frau verheiratet oder ledig ist. Das ist wie bei der Dirndlschleife", erklärt Koç und fügt hinzu, "die Gemeinsamkeiten sind dann doch oft größer als man vorher denkt."

Weitere Informationen auf Facebook: Begegnungsstube Medina e.V.

2 Kommentare