Freie Fahrt auf der A 73 auf Kosten der Anwohner im Süden?

26.12.2014, 07:59 Uhr
Freie Fahrt auf der A 73 auf Kosten der Anwohner im Süden?

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Die „Durchflussanlagen“ zählen den Verkehr und regeln per elektronischer Anzeige die Geschwindigkeit. Ist viel los auf der A 73, darf nur mit Tempo 80 gefahren werden. Reduziert sich der Verkehr, stellt die Anlage auf Tempo 100 oder Tempo 120 um. Geht die Zahl der vorbeifahrenden Autos ganz stark zurück, wird die Geschwindigkeit freigegeben.

Gerald Raschke, SPD-Stadtrat aus den Siedlungen-Süd, hält das für einen fatalen Fehler: „Vor allem in den Abendstunden pfeifen dann die Autos, Lkw und Motorräder hier durch und erzeugen Lärmspitzen, die in den angrenzenden Wohngebieten für erhebliche Belastungen sorgen.“

Das Problem: Der Einsatz dieser Durchflussanlagen“ ist bayernweit einheitlich geregelt. Zuständig ist das bayerische Innenministerium. Das System an sich, so Raschke, ist sicher gut und habe sich bewährt. Doch Raschke und sein CSU-Kollege Andreas Krieglstein, die sich gemeinsam für den Lärmschutz an der A 73 starkmachen, fordern eine Ausnahmereglung für die „Tempo-Begrenzer“.

Die Freigabe der Höchstgeschwindigkeit sollte blockiert werden können, wenn der betroffene Autobahnabschnitt in unmittelbarer Nähe eines Wohngebiets verläuft. Man werde deshalb einen Vorstoß bei Innenminister Joachim Herrmann unternehmen und hoffen, dort auf offene Ohren zu stoßen. Technische Probleme dürften sich nicht ergeben, sagt Raschke.

CSU-Stadtrat Andreas Krieglstein hält die Richtung, die die Stadt in Sachen Lärmschutz an der A 73 einschlagen will, für richtig. Auch wenn das Thema in der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses auf den Januar vertagt wurde. Wichtig sei es aber, jetzt gemeinsam zu agieren, meint er.

Ungeachtet dessen fordert die SPD-Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger auch im Namen ihrer Genossen aus den Siedlungen-Süd, eine rasche Einführung von Tempo 80 in der Nacht und Tempo 100 am Tag im Abschnitt zwischen Hafen-Ost und Nürnberg-Süd. Dies könne schon vor dem geplanten sechsspurigen Ausbau der A 73 realisiert werden, der ohnehin noch ein paar Jahr auf sich warten lasse. Bei einer prognostizierten Verkehrsbelastung von 100 000 Fahrzeugen am Tag müsse man den Anwohnern aber schon jetzt in Sachen Lärmschutz helfen.

Die Stadt unterstützt die weitreichenden Forderungen nach optimalem Lärmschutz, die auch vom Bürgerverein Siedlungen-Süd getragen werden. Von deren Umsetzung, die über die Planungen der Autobahndirektion hinausgehen, so die klare Botschaft der Parteien, solle Nürnberg seine Zustimmung zum A 73-Ausbau abhängig machen.

Im Rathaus rennen die Initiatoren damit offene Türen ein. Im letzten Verkehrsausschuss erklärte das Baureferat: „Aus Sicht der Verwaltung sind zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen zu den von der Autobahndirektion geplanten unbedingt wünschenswert.“ Auch wenn das mit Kosten für den Stadtsäckel verbunden sein könnte. Im Gespräch sind rund 540 000 Euro.

Eine Änderung aus dem Forderungskatalog gibt es dennoch. Auf Flüsterasphalt soll zugunsten einer Lärmschutzwand auf oder neben dem bestehenden Schutzwall verzichtet werden. Der Effekt beider Maßnahmen, so Gerald Raschke, ist nahezu gleich. Der lärmschluckende Straßenbelag müsse aber alle sechs bis acht Jahre erneuert werden. Und das geht ins Geld. Albrecht Kippes, Vorsitzender des Bürgervereins Siedlungen-Süd, sieht das übrigens genauso.

Der Verzicht auf Flüsterasphalt sei kein Problem, wenn eine Lärmschutzwand gebaut wird. Diese müsse aber so lang werden, dass auch die Kettelersiedlung in den Genuss von mehr Ruhe kommt. Will heißen: Bis zur Anschlussstelle Zollhaus und der alten Kornburger Straße.

 

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