Freistaat kauft Gelände für neue Universität Nürnberg

10.10.2018, 08:00 Uhr
Freistaat kauft Gelände für neue Universität Nürnberg

© Eduard Weigert

In jedem Ende schlummert ein Anfang. In diesem Fall ein großer Anfang. Mit der Unterzeichnung des Vertrags zwischen Bayern und Aurelis Real Estate am vergangenen Donnerstag hat das Land eine 37 Hektar große Fläche auf dem ehemaligen Güterbahnhof im Stadtsüden gekauft. Kostenpunkt: gut 90 Millionen Euro.

Das blütenweiße Zelt für die feierliche Übergabe mit Politprominenz wirkt auf dem staubigen, riesigen Platz im alten Bahnhof verloren. Kaum zu glauben, dass hier der Campus der ersten, eigenständigen Universität Nürnbergs im neuen Stadtteil Lichtenreuth entstehen und 2025 in Betrieb gehen soll. "Im zweiten Anlauf haben wir es geschafft", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und erinnert an den Fehlstart der Uni-Planungen im Westen der Stadt. "Eine eigene Uni in Nürnberg — das hätte vor wenigen Jahren noch niemand zu träumen gewagt", sagt er. Nürnberg ist bundesweit die einzige Großstadt ohne eigene Universität.

Das Konzept dazu hat Professor Wolfgang Herrmann, Leiter der Expertenkommission zur Neugründung der Technischen Universität Nürnberg (TUN), geschaffen. Bis zu 6000 Studenten und 240 Professoren sollen hier einmal sein. Darüber hinaus werden bis zu 2000 weitere Uni-Mitarbeiter den Betrieb am Laufen halten. "Eigentlich gehen so große Projekte wie der Bau einer neuen Uni in Deutschland gar nicht mehr, weil auf wissenschaftlichen Gebieten bereits alles abgegrast ist", sagt Söder. Doch Professor Herrmann sah Chancen für den neuen Campus, der auch über den öffentlichen Nahverkehr "bestens" angebunden sei und in einem Stadtteil liege, der auf 100 Hektar des früheren Bahnhof entsteht.

"Weder die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg noch die Georg-Simon-Ohm-Hochschule werden unter dem Bau des neuen Campus leiden", verspricht er. Fest steht: 1,2 Milliarden Euro fließen in die neue TUN, 1,5 Milliarden Euro in die FAU, 300 Millionen in die Ohm-Hochschule Nürnberg.

"Hier soll gelebt, gelernt, gewohnt werden", beschreibt Bayerns Wissenschaftsministerin die Campus-Zukunft. Marion Kiechle, die Söder im vergangenen März ins Kabinett holte und die seit April auch Mitglied der CSU ist, spricht mit Blick auf die neue Uni von einer "großartigen Perspektive". Es werde neue Fächer, Forschungsfelder und Gründerzentren geben. Das Wissen solle in der Gesellschaft ankommen. Ausschlaggebend werden dabei Unternehmen sein, die dann eng an Forschung und Lehre gekoppelt sind, so die Ministerin.

Technik werde aber nicht alleine im Zentrum der neuen Uni stehen. Kiechle: "Es sollen ja keine Technik-Nerds herauskommen." Beabsichtigt sei, die Disziplinen mit Sozial- und Geisteswissenschaften zu verschränken. "Die Studenten sollen künftig auch erfahren, wie andere Kulturen ticken", erklärt sie. Geisteswissenschaften sollen auf dem Campus einen Anteil von einem Fünftel einnehmen.

Gegenüber den Nürnberger Nachrichten zeigt sich der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller allerdings verwundert, dass in keiner der Reden die an das alte Bahngelände angrenzende NürnbergMesse angesprochen wurde. "Die Messe und die neue Uni ließen sich sicher gut verknüpfen. Dort finden schließlich jährlich einige technische Fachmessen statt."

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