Frische Filme braucht das Frankenland

12.3.2009, 00:00 Uhr
Frische Filme braucht das Frankenland

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Beim Film «Vollwaschgang» ist vor allem das Konzept erfrischend: «Es gab eigentlich keine richtige Planung», erzählt Rüdiger Görlitz. «Normalerweise könnte man für einen Film dieser Art rund drei Monate Zeit aufwenden», kalkuliert er den üblichen Aufwand für Vorbereitungen, Drehbuch und Proben. «Wir haben von der Idee bis zur Umsetzung drei Tage gebraucht. Gedreht wurde der ganze Film in einer Nacht, von Mitternacht bis sechs Uhr früh.» Selbst die Dialoge kamen oft ganz spontan zustande. Bereut man das nicht beim Anschauen im Nachhinein, fallen einem später nicht noch bessere Ideen ein? «Das hatten wir auch gedacht. Aber es war nicht so!», freut sich der junge Filmemacher.

Feine Beobachtungen treffen auf wild überdrehte Klischees

Der «Vollwaschgang» war ein Spontan-Programm, genau das Gegenteil hat Andreas Irnstorfer ausprobiert: «Wir haben sehr lange gefeilt – mit dem Ziel, die Dialoge sehr natürlich zu halten.» Und das ist seinem Team in dem Film «Angekommen» auch hervorragend gelungen. Manchmal muss man eben sehr lange daran arbeiten, dass man einem Werk diese Arbeit nicht ansieht. Thema ist die Heimkehr eines jungen Mannes nach einem Jahr Auslands-Studium. Freundin weg, Eltern komisch, Kumpels anders drauf – oder man selbst? Andreas Irnstorfer kennt das. Denn er war selbst ein Jahr weg, in Kanada. Allerdings: Die Geschichte hat er nicht nach, sondern vor seiner eigenen Rückkehr entwickelt.

«Ich habe mir ausgemalt, wie es laufen könnte. Manches kam dann anders, aber vieles war genau so!» Immerhin: Er hat doch genug Freunde vorgefunden, die auf seiner Wellenlänge lagen – und mit ihm zusammen diesen lebensnahen Film drehten. Bewusst abseits jeglicher Realität spielt der «Jussom City Blues»: Eine Art Humphrey Bogart als Privatdetektiv trifft auf eine Femme Fatale, die ihn wegen großer Sorgen um ihren Jimmy engagiert: «Er ist so anders», schluchzt sie.

Seine Gedanken werden als cooler Kommentar aus dem Off gesprochen: «Noch nie habe ich eine Frau so schön weinen gesehen» – während die Lady sich herzhaft schneuzt wie ein Elefant mit Rüsselverstopfung. Und der Jimmy, um den sie sich sorgt, ist gar nicht ihr Mann. Sondern ein harmloses Haustier, das zum Monster mutiert. «Wir wollten etwas machen, was untypisch ist für junge Filmemacher», so das Credo der Regisseure David Müller und Holger Will. «Also haben wir weder Erlebnisse verarbeitet noch experimentiert.» Stattdessen setzen sie auf eine Kombination von klassischem Handwerk und absurdem Humor. Fast zwei Jahre Vorbereitung nahm das Werk in Anspruch, in den Hauptrollen sind Schauspieler vom Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater zu sehen.

Alle nur denkbaren Themen und Genres sind auf dem Festival zu sehen und die besten Filme werden gleich durch zwei gleichberechtigte Jurys gemeinsam gekürt: Eine Fach- und eine Jugend-Jury. Neben einem Geldpreis bringt der Sieg auch gleich die Qualifizierung für das Bayerische Jugendfilmfest. Und da muss Franken doch würdig repräsentiert werden: «Es gibt in Mittelfranken rund 700 bis 800 junge Filmemacher», schätzt Klaus Lutz vom Medienzentrum Parabol, das das Festival organisiert.

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