Ganztagsschulen: Gsell kündigt weiteren Ausbau an

26.9.2013, 08:02 Uhr
Auch am Pirckheimer Gymnasium werden die Schüler mittlerweile ganztags unterrichtet.

© Hagen Gerullis Auch am Pirckheimer Gymnasium werden die Schüler mittlerweile ganztags unterrichtet.

Der CSU-Politiker weiß in dieser Frage auch alle Fraktionen des Stadtrats hinter sich, dem er am Mittwoch ein entsprechendes Konzept vorlegte. Auch innerhalb der Konservativen seien „die Kämpfe von vorgestern“ (Gsell) mittlerweile überwunden und es herrsche Konsens darüber, wie sinnvoll die gebundene Ganztagsschule ist.

Unter gebundener Ganztagsschule ist ein Schulbetrieb zu verstehen, in dem sich vormittags sowie nachmittags von Montag bis Freitag Unterrichts- und Freizeitphasen rhythmisiert abwechseln. In Nürnberg sind die bisherigen Erfahrungen, was Sozialkompetenz und Prüfungsergebnisse der Ganztagsschüler angeht, sehr positiv.

Wobei der gebundene Ganztagsbetrieb im Grundschulbetrieb keine Rolle spielt, dort setzt die Stadt – von St. Leonhard abgesehen – auf die stark nachgefragten Horte. „Unser Schwerpunkt ist die Mittelschule“, sagt Gsell. Die Nürnberger Mittelschulen sind in sieben regionale Verbünde aufgeteilt – die Stadt versucht, pro Verbund einen oder mehrere Standorte zu etablieren, in dem der gebundene Ganztagsbetrieb für alle Klassen gilt. „Das ist besser, als wenn wir überall ein bisschen was anbieten.“

Auch in manchen Realschulen (Adam-Kraft, Geschwister Scholl) und Gymnasien (Pirckheimer, Sigena) werden die Kinder mittlerweile ganztags unterrichtet, hinzu kommen nun noch die Peter-Vischer-Schule und das Neue Gymnasium. Dadurch könne die Nachfrage befriedigt werden, erläutert Gsell, die Stadt gerate auf diesem Feld nicht in ähnliche Notsituationen wie bei den Horten. „Wir müssen keine Absagen erteilen.“

Um den gebundenen Ganztagsbetrieb zu organisieren, braucht man freilich viel Platz für Freizeiträume und Essensversorgung der Schüler – manche Altbauten, etwa das Hans-Sachs-Gymnasium, könnten hierfür gar nicht umgerüstet werden. Bei Neubauten, so Gsell, habe man dieses Thema stets auf der Agenda – etwa bei der Bertolt-Brecht-Schule, wo aktuell die Vorbereitungen für den Architektenwettbewerb laufen.

Im Mittelfristigen Investitionsplan (MIP) der Stadt sind sowohl für die Bertolt-Brecht-Schule als auch für das Schulzentrum Südwest je 80 Millionen Euro vorgesehen, wobei es sich hierbei nicht um Kostenberechnungen handelt, sondern gleichsam um vorsichtige Prognosen. Als weitere Baumaßnahmen, die die Stadt derzeit in die Wege leitet, sind zudem die Grundschule plus Hort an der Karl-Schönleben-Straße zu nennen, für die im MIP-Entwurf 25 Millionen Euro vorgesehen sind.

Zudem sollen eine dritte staatliche Realschule und eine zweite Fachoberschule an der Herbststraße/Züricher Straße ihren Betrieb im Schuljahr 2016/17 aufnehmen (40 Millionen Euro). Damit trägt die Stadt auch der gestiegenen Zahl an Realschülern Rechnung: Im Schuljahr 2002/03 waren es an öffentlichen Schulen 3944, 2013/14 sind es 4876. Bei den öffentlichen Gymnasien ging die Zahl im selben Zeitraum von 10.093 auf 11.268 nach oben.

Gsell vermutet, dass die praxisnähere Ausbildung an der Realschule ihren Reiz ausmacht; zudem könnte es auch sein, dass Eltern und Kinder dem G8 ausweichen wollen – schließlich gelangen die Schüler über Realschule und drei Jahre Fachoberschule auch zur Allgemeinen Hochschulreife.

Der Schulbürgermeister macht deutlich, dass er „kein Fan des G8“ ist und deswegen aus pädagogischen Gründen mit einer Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9, wie es etwa die Freien Wähler fordern, leben könnte. Organisatorisch sei es aber nicht stemmbar, beide Varianten an einer Schule anzubieten.

Gsell hält es deshalb für sinnvoller, innerhalb des G8 Korrekturen zu vollziehen anstatt wieder eine Strukturreform anzupacken. Dabei gehe es weniger darum, die Menge des Stoffes zu reduzieren, als darauf zu achten, dass die Inhalte altersgerecht sind: „Man muss den Kindern nicht in der 5. Klasse in Mathematik Stochastik beibringen.“
 

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