Geburtenboom: Südklinikum und St. Theresien rüsten nach

10.10.2015, 09:37 Uhr
Judith Peltner, Cosima Bruckner und Wolfgang Köhler freuen sich über die Vergrößerung der Babystation im Südklinikum.

© Eduard Weigert Judith Peltner, Cosima Bruckner und Wolfgang Köhler freuen sich über die Vergrößerung der Babystation im Südklinikum.

Die Geburtshilfe des Südklinikums ist um 15 Betten aus einer Nachbarabteilung erweitert worden. Die Nachfrage habe diesen Ausbau auf nunmehr 73 Betten nötig gemacht, sagte Dr. Alfred Estelmann, Vorstand des Klinikums. In jüngster Zeit hätten werdende Eltern Engpässe erlebt, für die er rückwirkend um Nachsicht bitten wolle.

Heute kommen 50 Prozent mehr Schwangere zur Entbindung in das Großkrankenhaus in Langwasser als vor zehn Jahren. 2900 Geburten fanden im vergangenen Jahr hier statt. 2006 waren es noch 2100. Diesmal dürften es bis Jahresende 3000 werden. Die Wochenstation ist daher so ausgelastet, dass zuletzt regelmäßig werdende Väter nicht mehr über Nacht untergebracht werden konnten, berichtete Prof. Cosima Brucker, Chefärztin der Frauenheilkunde. Vereinzelt hätten sich schon drei Mütter ein Zweibettzimmer teilen müssen. Auch Ärzte und Pflegekräfte spürten die Arbeitsverdichtung. Schwangere seien aber nie abgewiesen worden.

Deutschlandweit steigende Geburtenzahlen

Als Grund für den Zulauf nennt das Klinikum die deutschlandweit steigende Geburtenzahl. Tatsächlich wächst die Bevölkerung im Großraum Nürnberg nicht nur durch Zuzüge, sondern auch durch vergleichsweise mehr Geburten. 5115 Babys kamen im Jahr 2014 in Nürnberg zur Welt – das war Rekord seit 1990. Seit einem Jahrzehnt steigt die Geburtenzahl in der Stadt wieder sanft, aber stetig. Doch spielen noch andere Effekte mit hinein. Das gestiegene medizinische Sicherheitsbedürfnis bei Schwangerschaft und Geburt etwa macht Zentren mit integrierten Kinderkliniken beliebt: Neben dem Südklinikum ist das in Nürnberg die Klinik Hallerwiese, mit zuletzt 3115 Geburten die Nummer eins. Gleichzeitig geben immer wieder mittelgroße Kliniken aus finanziellen Gründen ihre Geburtshilfe auf. Bei Martha-Maria gingen 2010 die Belegärzte aus, beim Stadtkrankenhaus Schwabach 2014 die Hebammen.

Aus demselben Grund kam es kürzlich im Laufer Krankenhaus zu Engpässen: Im Juli und August blieb der Kreißsaal am Wochenende geschlossen. Freie Hebammen hatten gekündigt, weil sie ihre hohen Haftpflichtprämien nicht mehr aufbringen können. Das Tochterhaus des Nürnberger Klinikums bietet die einzige stationäre Geburtshilfe im Landkreis. Seit September scheint das Problem vorerst behoben. Neue Hebammen fanden sich, Entbindungen sind wieder rund um die Uhr möglich.

Neue Hauptabteilung im St. Theresien

Auch das Nürnberger Krankenhaus St. Theresien reagiert auf die Geburtenverdichtung in der Großstadt. Es wandelt gerade seine Geburtshilfe und Gynäkologie von einer Beleg- in eine Hauptabteilung mit festem Personal und neuesten technischen Standards um.

Bis Jahresende werden die drei Kreißsäle und die Wochenstation umgebaut. Ein offener Frühstücksbereich, drahtloses Internet und ein „Stillcafé“ zählen zu den Neuerungen. „Die Ansprüche junger Eltern sind gestiegen“, sagt Sprecherin Anja Müller. St. Theresien rechnet damit, dass seine Geburtenzahl von derzeit rund 600 jährlich auf 900 bis 1000 steigen wird. „Trotzdem wollen wir noch eine familiäre Alternative zu den ganz großen Häusern darstellen.“

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