Gefährliches Grün für Fußgänger und Straßenbahn

28.6.2017, 07:59 Uhr
Ein kleines Schild mit Bild und den Worten „fährt durch“ weist neben der Ampel beim Überweg zwischen den beiden Gebäuden der Technischen Hochschule in der Bahnhofstraße 87 beziehungsweise 90 darauf hin, dass hier die Straßenbahn durchfährt. Immer wieder kommt es dennoch zu brenzligen Situationen

© Foto: Michael Matejka Ein kleines Schild mit Bild und den Worten „fährt durch“ weist neben der Ampel beim Überweg zwischen den beiden Gebäuden der Technischen Hochschule in der Bahnhofstraße 87 beziehungsweise 90 darauf hin, dass hier die Straßenbahn durchfährt. Immer wieder kommt es dennoch zu brenzligen Situationen

Mehrmals täglich bimmele es heftig in der Bahnhofstraße, sagt Anwohner Reinhold Winkler. Auslöser ist die Straßenbahn, wenn sie sich den TH-
Gebäuden in der Bahnhofstraße 87 beziehungsweise 90 nähert. Dort befindet sich seit der Eröffnung des vor vier Jahren fertiggestellten Neubaus auf der Südseite ein Überweg, der mit einer Bedarfsampel abgesichert wurde. Und die sorgt (wie berichtet) nicht nur bei Dozenten und Studenten für Gesprächsstoff. Allein TH-Professor Thomas Beyer hat über zehn Rotlicht-Verstöße von Fahrzeugen von seinem Büro aus beobachtet; zugleich missachten Fußgänger regelmäßig das Wartesignal.

Das hat bisher zu einem aktenkundigen Unfall geführt: Im November 2016 ist eine Studentin dabei leicht verletzt worden. Brenzlige Situationen gibt es vor Ort aber tagtäglich. Und für mindestens genauso gefährlich wie die Rotlicht-Verstöße halten Anwohner wie Reinhold Winkler die gemeinsamen Grünphasen an diesem Überweg von Fußgängern und Straßenbahn. Der Knackpunkt: Die Tram ist in die Ampelschaltung der Anlage nicht integriert, weshalb sich Fußgänger nicht auf das Grün verlassen können. Zumal die Straßenbahnen auf der zuvor geradlinigen Bahnhofstraße oft in einem hohen Tempo entlangrauschen. Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Wöhrder Vorstadtvereins, zu dessen Gebiet auch Gleißbühl gehört, geht einerseits davon aus, "dass eine Straßenbahn eigentlich so groß und laut ist, dass man sie sehen kann". Andererseits ist er wegen der Vorkommnisse im Fall Bahnhofstraße hellhörig geworden. "Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, die derzeitige Lösung zu überdenken."

"Warum nicht ändern?"

Im Hintergrund steht eine Gesetzesänderung: Seit zwei Jahren ist ein solcher Überweg ohne Einbindung der Straßenbahn nicht mehr zulässig. Diese Korrektur hält Engelbrecht schon allein für einen klaren Hinweis, dass die Lösung vor der TH "nicht völlig unproblematisch" sei. Er fragt: "Warum dann nicht ändern?" Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamtes, verteidigt den Überweg mit der Bedarfsampel, die von der Stadt "wegen der geringen Fußgängerquerungen an dieser Stelle außerhalb der Betriebszeiten der TH" realisiert worden sei. Die Logik der Signalanlage erklärt er so: "Im Gleisbereich der Fußgängerüberquerung haben weder die Tram noch der Fußgänger Signale und können somit nicht auf die Grünzeit der zulaufenden Fußgänger vom Straßenrand abgestimmt werden.

Wegen der Haltestellensituation sind die Geschwindigkeiten der Tram so gering, dass Konflikte mit Fußgängern ausgeschlossen werden können." Anno 2012/2013 sei zudem diese Form der Querung "Standard und absolut richtlinienkonform" gewesen. Jülich: "Wir haben damit im Stadtgebiet gute Erfahrungen gemacht. Die gegenseitige Rücksichtnahme funktioniert."

Wegen einiger Beschwerden haben sich die Verkehrsplaner die Situation vor Ort gezielt angesehen und auch eine Unfallauswertung vorgenommen. "Trotz mehrfacher Beobachtung durch die Polizei zum Verhalten der Verkehrsteilnehmer konnten keine signifikanten Verstöße festgestellt werden", stellt Jülich fest. Das sehen Professor Beyer und Anwohner wie Reinhold Winkler jedoch anders. Klar ist: Im Vorfeld des TH-Neubaus gab es Überlegungen, eine oberirdische Stegverbindung zwischen den beiden Gebäuden zu schaffen, wie Jülich bestätigt. Dies sei aber seines Wissens nach "im Bauantrag wieder verworfen worden" — nicht zuletzt aus Finanzgründen.(Siehe Vorstadtbrille Seite 26)

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