Gegen den Hitzestau: BN fordert mehr Bäume auf Parkplätzen

30.7.2014, 06:00 Uhr
Kein Fleckchen Schatte: Das ist schlecht für die Kunden, die in ein glutheißes Auto steigen müssen und schlecht für das Stadtklima

© BN Kein Fleckchen Schatte: Das ist schlecht für die Kunden, die in ein glutheißes Auto steigen müssen und schlecht für das Stadtklima

In Nürnberg geht es eng zu. Der Raum, der für Wohnen, Arbeiten, Leben zur Verfügung steht, ist knapp bemessen. Und doch gibt es jede Menge Platz für Bäume, hat der Bund Naturschutz festgestellt: riesige, graue, trostlose Flächen, die Grün gut vertragen können. Parkplätze nämlich – die der Lebensmitteldiscounter zum Beispiel oder der Bau- und Gartenmärkte. Seit einem Jahr beschäftigt sich der BN-Arbeitskreis „Bäume in der Stadt“ mit dem Thema und hat exemplarisch neun Parkplätze mit einer Größe zwischen 5000 und 15 000 Quadratmetern untersucht. Was die Umweltaktivisten dort vorfanden, ist in ihren Augen wenig erfreulich.

Margit Grüll zitiert die Nürnberger Stellplatzsatzung aus dem Jahr 2007, nach der für je zehn Parkplätze mindestens ein standortgerechter Baum gepflanzt werden soll. In vier von neun Fälle, sei diese Auflage nicht erfüllt, sagt sie. „Auf fünf Parkplätzen ist die geforderte Zahl zwar vorhanden, allerdings befinden sich die Bäume in einem ausgesprochen bedauernswerten Zustand.“ Für die Pflege fühle sich offenbar niemand zuständig. Außerdem seien Arten gepflanzt worden, Kugelahorn zum Beispiel, die wenig Schatten spenden. Und die haben man dann auch noch irgendwo weit abseits am Rand platziert.

Es geht dem BN darum, dass die Menschen nach dem Einkaufen nicht in glühend heiße Autos steigen müssen. Vor allem aber hat er die Gesamtstrategie im Blick, die eine Stadt braucht, um sich den Folgen des Klimawandels anzupassen. „Die großen, baumlosen Parkplätze speichern im Sommer sehr viel Wärme“, sagt Mathias Schmidt. „Dadurch beeinträchtigen sie das Kleinklima und das Wohlbefinden der Menschen, die dort leben. Die Hitze wabert in die Wohnquartiere hinein.“ Ein Beispiel, das der BN ausgesucht hat, liegt an der Regensburger Straße. Der Parkplatz ist 15 000 Quadratmeter groß, 3,9 Prozent davon sind bepflanzt, 257 Autos können abgestellt werden.

All die Parkflächen, ob die der Discounter, der Möbelhäuser, der Autohäuser, der Messe oder der Stadt (etwa an der Meistersingerhalle) ergeben nach vorsichtiger Schätzung des BN eine Fläche von 500 Hektar. „Das entspricht der Größenordnung städtischer Grünanlagen“, so Schmidt. „Es geht also für die Nürnberger Anpassung an den Klimawandel um eine durchaus relevante Fläche.“

Von der Stadt fordern die Naturschützer, dass sie die rechtlichen Möglichkeiten, die schon vorhanden sind, zumindest ausschöpft. Schmidt zitiert das Bundesbaugesetz. Darin heißt es unter anderem: „Bauleitpläne sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern.“

Die Stadt, fügt Margit Grüll hinzu, müsse außerdem ihre eigenen Vorgaben präzisieren und erweitern. Mit der veränderten Stellplatzsatzung, die kürzlich im Stadtrat diskutiert wurde, sind sie und ihre Mitstreiter überhaupt nicht zufrieden: „Es sind keine großen Verbesserungen enthalten, was die Baumpflanzungen angeht. Wir plädieren für tiefergreifende Maßnahmen.“ Unter anderem für einen veränderten Schlüssel: Auf zehn Stellplätze soll laut BN künftig nicht nur ein Baum kommen, es sollen vier Bäume pro Parkplatz gepflanzt werden – und zwar Eichen oder Platanen, die richtig Schatten spenden und nicht irgendwo verschämt im Abseits stehen, sondern dort, wo sie ihre Wirkung entfalten können.

Und letztlich, fordert der Bund Naturschutz, sollen die Bäume vor parkenden Autos geschützt und ordentlich gepflegt werden. „Solche Vorgaben erwarten wir von der Stadt“, sagt Mathias Schmidt und fügt hinzu: „Am Ende haben die Unternehmer auch etwas davon. Denn sie können damit Werbung machen, dass es bei ihnen schattige Parkplätze gibt.“

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