Gemeindezentrum in Nürnberg soll Neubau weichen

1.1.2015, 07:59 Uhr
Vor rund 44 Jahren wurde die Epiphaniaskirche errichtet. Das Gemeindezentrum nebenan soll einem Neubau weichen.

© Michael Matejka Vor rund 44 Jahren wurde die Epiphaniaskirche errichtet. Das Gemeindezentrum nebenan soll einem Neubau weichen.

„Wir sind umgezogen“ steht an der Tür des langgezogenen Gebäudes in der Lenaustraße 5. Von 1957 bis 2007 war hier die Polizeiinspektion West ansässig, im Volksmund Lenauwache genannt. Seit siebeneinhalb Jahren sind die Rollos heruntergelassen, innen sieht man offene Türen — inklusive der vergitterten Arrestzelle.

Das Ex-Polizei-Anwesen mit dem großen Garagenhof liegt brach. Klar ist derzeit nur: Das hiesige Polizeipräsidium nutzt es nicht mehr, man weiß aber nicht, was der Freistaat Bayern damit anfangen will. Aus stadtplanerischer Sicht würde ein Abriss mit Umnutzung für Wohnungsbau begrüßt werden — am besten mit Anschluss des rund 2500 Quadratmeter großen Geländes an die vorhandenen Wohnhäuser ab der Lenaustraße 7.

Begrüßen würde eine solche Entscheidung durch das bayerische Finanzministerium auch Wilhelm Bracks vom evangelischen Kirchengemeindeamt. Er ist für 46 Kirchengemeinden in Nürnberg zuständig und würde gern ein Neubauprojekt neben der Epiphaniaskirche auf dem 1700 Quadratmeter großen Grundstück realisieren, auf dem von 1968 bis 1970 zusammen mit dem Gotteshaus das zweigeschossige Gemeindezentrum errichtet wurde.

Das Bauvorhaben wurde im Rahmen des am 1. Januar 2009 vollzogenen Zusammenschlusses der benachbarten Gemeinden Seeleinsbühl und Leyh bereits grundsätzlich von kirchlicher Seite abgesegnet. Ebenso sinnvoll wie notwendig ist das Projekt laut Bracks zum einen wegen der (durch die Fusion) zu hohen Anzahl an kirchlichen Räumen. Zum anderen gilt der Betonbau mit den teils großzügigen Glasfronten als „Sanierungsfall“. Mangels Isolierfenster und Fassadendämmung sei das Gemeindezentrum, in dem auch ein Bestattungsunternehmen ansässig ist, eine „Energieschleuder“, wie Pfarrer Heinrich Tauber von Epiphanias sagt.

Antrag eingereicht

In Abstimmung mit der Gemeinde habe das Kirchengemeindeamt das hiesige Immobilienbüro Machatschke damit beauftragt, das Grundstück zwischen Lenau- und Maximilianstraße zu entwickeln, wie Wilhelm Bracks betont. Als Folge ist bei der Bauordnungsbehörde kürzlich ein aktualisierter Vorbescheidsantrag eingereicht worden. Das Grundkonzept sieht eine Blockrandbebauung mit einem Mix aus Wohnungen und gewerblichen Räumen vor, wobei im Erdgeschoss ein entsprechend reduzierter Ersatz für das Gemeindehaus reserviert bleiben soll.

Bei der Stadt sieht Baureferent Daniel Ulrich das Vorhaben durchaus positiv. Angesichts der Grundstücksgröße sei ein Stück Stadtreparatur möglich. Jetzt muss die Planung baurechtlich geprüft und abgewartet werden, ob der Freistaat Bayern das Konzept mit dem Anwesen Lenaustraße 5 mitträgt.

Noch offen ist zudem, ob die Kirche das Projekt selbst verwirklicht oder bauen lässt und dann Teile mietet. Die Epiphaniaskirche bleibt aber, so viel steht fest, auf alle Fälle unangetastet.

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