Geschichte ist nicht nur Vergangenheit

17.7.2014, 20:59 Uhr
Geschichte ist nicht nur Vergangenheit

© Mark Johnston

Migration ist nicht erst seit dem Aufflammen der Flüchtlingsproblematik in aller Munde. Dass Menschen ihren Lebensmittelpunkt verlegen und „wandern“, das ist nichts Neues. Vielmehr ist es eines der wenigen konstanten Phänomene der Geschichte und hat auch die Stadt Nürnberg entscheidend geprägt. Fast 40 Prozent der Nürnberger haben einen Migrationshintergrund, alle Schüler der Stadt sind also von Zuwanderung direkt oder indirekt betroffen — ein ideales Beispiel, dass sich Geschichte nicht nur in der Vergangenheit abspielt.

Der Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg führte gemeinsam mit mehreren Schulen das Projekt „Nürnbergs Migrationsgeschichte — Sammeln, sortieren und zeigen“ durch. Die Jugendlichen sammelten Materialien und konnten auch Menschen aus ihrem privaten Umfeld zum Thema Zuwanderung befragen. Die Ergebnisse präsentierten sie in zwei Ausstellungen im Museum Industriekultur.

Arbeiter und Aussiedler

Aus den umfangreichen Materialien, die im Laufe des Projekts entstanden, erarbeiteten Gesa Büchert und Hannes Burkhardt vom Lehrstuhl nun einen Leitfaden. Er enthält acht inhaltliche Module, die genutzt werden können, um den Schülern das Thema Migration an lokalen, individuellen Beispielen näherzubringen. Dabei werden acht Migrationsgruppen, die in der Geschichte der Bundesrepublik und der Stadt Nürnberg eine besondere Rolle gespielt haben, beleuchtet. Dabei geht es um Gastarbeiter, jüdische Kontingentflüchtlinge, Arbeits- und Bildungsmigranten, politische Flüchtlinge und Asylbewerber, Aussiedler und Spätaussiedler und auch Heiratsmigranten.

Weitere acht Module beschäftigen sich vor allem mit dem Thema Recherche. In enger Zusammenarbeit mit einem Museum sollen die Schüler lernen, wie wichtig archivarisches Arbeiten ist. Dies können sie anschließend ausprobieren. Zum Abschluss wird die Entwicklung der Ausstellungen in Nürnberg vorgestellt. Sie sollen als Beispiel dafür dienen, wie das erworbene Wissen in die Praxis umgesetzt werden kann.

Die Materialien sind kostenlos im Internet erhältlich und können sowohl als Ganzes als auch in Teilen im Geschichtsunterricht eingesetzt werden. Zwar beziehen sich viele der Beispiele auf lokale Begebenheiten, der Leitfaden ist aber insgesamt so gestaltet, dass er überregional nutzbar ist. Geschichte erleben, das ist das Motto des Geschichtsunterrichts nach diesem Leitfaden.

Der Leitfaden „Nürnbergs Migrationsgeschichte — Sammeln, sortieren und zeigen“ ist online erhältlich unter www.geschichtsdidaktik.ewf.uni-erlangen.de/migrationsgeschichte.shtml

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