Gewinn per Post: Polizei warnt vor Brief-Betrügern

7.10.2017, 05:52 Uhr
Gewinn per Post: Polizei warnt vor Brief-Betrügern

© jule

"Mein ungewollter Beitrag zum Papiermüll", nennt der Leser das, was er an die Redaktion der Nürnberger Zeitung geschickt hat. Eine handvoll Schreiben hat er in den Briefumschlag an die NZ gesteckt, nur eine kleine Auswahl dessen, was ihm in den vergangenen Monaten in den Briefkasten geflattert ist. Darunter etwa ein Schreiben der "IVK - Internationale Vergabekammer". "Streng vertraulich" steht auf dem Dokument, das direkt an ihn adressiert ist. Und: "1.900.000 genehmigt für Freigabe, alle Gelder in Euro."

Es könnte so schön sein, stünde nicht im Kleingedruckten: "Sie haben noch nicht gewonnen und dies ist keine Gewinnbenachrichtigung." Johann Erwin B. muss erst noch etwas tun, wenn er die Kohle sein eigen nennen möchte. "Wir müssen Ihre vollständigen Unterlagen in unserem Büro erhalten mit Ihrer Übertragungsgebühr, so dass wir Ihnen umgehend alle detaillierten Unterlagen über die Gesamtsumme zustellen können, die verifiziert und gültig bestätigt worden ist und Ihnen in voller Höhe, 1.900.000 in Euro, zur Verfügung steht", heißt es weiter.

Johann Erwin B. weiß natürlich, dass das eine Falle ist. Die geforderten 50 Euro steckt er deshalb nicht in den beiliegenden Briefumschlag, um sie nach Kanada zu schicken. Stattdessen macht er mit dem Schreiben genau das, was er auch mit den anderen 300 Briefen dieser Art angestellt hat. Er sammelt sie - und schickt einen Teil davon der Redaktion.

Das war jedoch nicht immer so. Zweimal hat er 40 Euro als Verrechnungsschecks in die beiliegenden Umschläge gesteckt und sie abgeschickt - und natürlich keine Antwort erhalten, geschweige denn auch nur einen Cent vom Millionengewinn gesehen. "Freilich hätte ich den Betrug gleich durchschauen können", sagt er heute. Und ist sauer: Er will, dass solchen Gaunern das Handwerk gelegt wird.

Seriöse Unternehmen verlangen keine Gebühren

Das Problem aber - wie soll er die Papierflut stoppen? Der Briefträger kann nicht helfen. "Wir stellen jeden Brief zu", heißt es bei der Pressestelle der Post. Und das ganz unabhängig davon, was in einem Schreiben enthalten ist. "Das können wir schließlich gar nicht wissen." Außerdem: "Auch die Post hat keine Liste mit allen Spitzbuben dieser Welt." Man empfehle deshalb, ominöse Schreiben - auch wenn sie noch so seriös daherkommen - immer kritisch zu lesen. Eingreifen können höchstens Mitarbeiter der Postbank. Durch kritisches Nachfragen etwa, wenn ein Kunde plötzlich einen höheren Geldbetrag abhebt oder eine fragwürdige Überweisung tätigen will.

Bei der Polizei ist das Abzock-Phänomen mit ominösen Gewinnversprechen bekannt - allerdings können die Beamten nicht von vielen Fällen berichten. "Mittlerweile funktioniert die Masche mit Gewinnversprechen eher über Telefonanrufe aus Callcentern", sagt ein Polizeisprecher. Schreiben per Post seien früher eher üblich gewesen. Der Sprecher kann nur vor derartigen Gewinnversprechen warnen. "Es gibt kein seriöses Unternehmen, das Gebühren dafür verlangt, um einen Gewinn auszuschütten", sagt er. Zum Glück seien die Empfänger solcher Schreiben mittlerweile hellhörig, die Quote derer, die sich tatsächlich von Kriminellen Geld aus der Tasche ziehen lassen, dementsprechend gering. Passiert es aber doch, dann gebe es meist wenig Hoffnung, dass man das Geld irgendwann wieder sieht.

Johann Erwin B. ist trotzdem zufrieden - zumindest darüber, dass er der Redaktion der Nürnberger Zeitung von den Schreiben mit den dubiosen Gewinnversprechen berichtet hat. "So sind die Leser wenigstens gewarnt und gehen diesen Ganoven nicht auf den Leim", sagt er.

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