Gold geschmuggelt, Touristen abgezockt

29.4.2017, 13:00 Uhr
Eine Bande schmuggelte zwischen Antalya und Nürnberg Gold (Symbolfoto).

© dpa Eine Bande schmuggelte zwischen Antalya und Nürnberg Gold (Symbolfoto).

Ein Mitglied wurde jetzt vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen Steuerhehlerei in 14 Fällen zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Ähnlich wie bei einer Kaffeefahrt wurden zumeist ältere Türkei-Touristen zu Teppichhändlern und Goldschmiedewerkstätten im Raum Antalya gekarrt. Mit dreisten Verkaufstricks, etwa Märchen von angeblichen Schnäppchenpreisen, animierten die Händler die gutgläubigen Senioren zum Kauf von völlig überteuerten Ringen und Ketten.

Das ist zwar gemein, aber zunächst einmal nicht strafbar. Die Veranstalter dieser "Goldrauschfahrten" boten den Kunden jedoch an, den erworbenen Schmuck frei Haus nach Deutschland zu liefern. Das klappte auch, allerdings wurde die Ware schwarz von der Türkei nach Deutschland geschafft, also weder verzollt noch versteuert.

Vor dem Landgericht stand nun ein relativ kleines, aber wichtiges Rädchen in dem gut geschmierten Goldschmuggel-Getriebe: Ein 45-jähriger Deutschtürke aus Nürnberg lieferte die Ware in Deutschland aus und kassierte noch ausstehende Raten.

Der bislang völlig unauffällige und berufstätige Mann gab seine Kuriertätigkeiten zwar zu. Er habe etwas über 1000 Euro pro Monat dafür bekommen. Er behauptete aber bis zu seinem letzten Wort, nichts von kriminellen Machenschaften gewusst zu haben.

Das nahm ihm die 18. Strafkammer des Landgerichts nicht ab. An 16 Verhandlungstagen habe man zahlreiche Indizien gesammelt, die ein anderes Bild zeichnen würden, sagte der Vorsitzende Richter Arno Baltes. So wurde zum Beispiel E-Mails gefunden, in denen der Angeklagte Auslieferungsfahrten in die Schweiz ablehnt – aus Angst vor Zollkontrollen. Außerdem pflegte der Nürnberger eine penible Buchführung über Waren, Kunden, Auslieferdaten und noch ausstehende Raten. "Der Angeklagte wusste, dass hier bewusst geschmuggelt wurde", so der Kammervorsitzende.

Die am Landgericht verhandelten Fälle seien nur die "Spitze des Eisbergs", so Richter Baltes. Vermutlich wurde über viele Jahre und in Hunderten Fällen Gold geschmuggelt. Es wurden aber nur 20 Fälle aus eineinhalb Jahren zur Anklage gebracht, ein Teil davon wurde dann noch während des Prozesses eingestellt. Am Ende ging es um einen Steuerschaden von 340 000 Euro.

Während des monatelangen Verfahrens wurden über ein Dutzend Schmuckkäufer als Zeugen gehört. Der größte Teil der meist über 70 Jahre alten Kunden schämte sich, auf die Masche der Goldhändler hereingefallen zu sein. Ein älterer Herr verschuldete sich zum Beispiel, um seiner Frau ein Goldcollier für 30 000 Euro zu kaufen. Seine Gattin reagierte entsetzt. Sie wollte das protzige Schmuckstück nicht und hat es bis heute kein einziges Mal getragen.

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