Grabkultur im Wandel

8.8.2009, 00:00 Uhr
Grabkultur im Wandel

© Eduard Weigert

«So wie sich unsere Gesellschaft ändert, unterliegt auch die Friedhofskultur einem Wandel», sagt Harald Riedel, der als Stadtkämmerer auch Herr über Nürnbergs städtische Friedhöfe ist. Weil die Menschen heutzutage etwa wesentlich mobiler als früher sind, erläutert Riedel, leben viele nicht mehr an ihrem Geburtsort und somit auch meist nicht mehr dort, wo ihre Angehörigen bestattet sind. «Das wiederum», so der Stadtkämmerer, «erfordert Gräber, die leicht zu pflegen sind oder auch gar nicht mehr gepflegt werden müssen.»

Bestattung auf dem Platanenfeld

Ein aktuelles Beispiel für derartige Beisetzungsformen, die in den insgesamt zehn von der Stadt Nürnberg verwalteten Ruhestätten möglich sind, ist die Bestattung auf dem Platanenfeld, das heuer im Juni auf dem Westfriedhof eingeweiht wurde. Dort werden die Urnen naturnah im Wurzelwerk beigesetzt und die Gräberbepflanzung rings um die Bäume von der Friedhofsverwaltung gepflegt. Trotzdem hat auf dem Platanenfeld jeder Verstorbene eine Metallstele mit seinem Namen darauf, um den Angehörigen einen Ort für ihre Trauer zu bieten, sagt Günther Gebhardt, Leiter der Nürnberger Friedhofsverwaltung.

Das Angebot im Westen ist nur eines von vielen, mit denen die Stadt Nürnberg laut Finanzreferent Harald Riedel den «Spagat zwischen traditioneller Grabkultur und neuen Beisetzungsformen» meistern will. Um die Bürger besser zu informieren, was außer der klassischen Bestattung im Erdgrab noch so alles möglich ist, hat man sich den Friedhofswegweiser ausgedacht.

«Der Trend geht eindeutig zur Urnenbestattung»

Mit der 35 Seiten starken, reich bebilderten Broschüre, die mit einer Erstauflage von 10.000 Exemplaren startet, will die Friedhofsverwaltung auch einen Einblick in ihre Arbeit geben. Vor allem aber soll der Wegweiser Hinterbliebenen eine Hilfestellung bei der schwierigen Entscheidung über die richtige Grabform für ihre Angehörigen geben. Auch für die Bestattungsvorsorge zu Lebzeiten finden sich in der Broschüre alle wichtigen Fakten, von den aktuell gültigen Grabnutzungsgebühren, die auf städtischen Friedhöfen fällig werden, bis hin zu Erläuterungen der unterschiedlichen Beisetzungsformen.

«Der Trend geht eindeutig zur Urnenbestattung», sagt Amtschef Günther Gebhardt mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Rund zwei Drittel der 5267 Verstorbenen, die im vergangenen Jahr auf einem der zehn städtischen oder elf kirchlichen Friedhöfe in Nürnberg beigesetzt wurden, wurden eingeäschert. Auch aufgrund dieser Entwicklung sehen Gebhardt und Harald Riedel keine drohenden Engpässe in den nächsten Jahren, wenn die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge in größeren Zahlen versterben: «Wir haben allein auf unseren städtischen Friedhöfen derzeit 24.115 freie Grabplätze», sagt Günther Gebhardt.

Der Wegweiser ist kostenlos erhältlich bei der Friedhofsverwaltung, Spitalgasse 1, in den Verwaltungsgebäuden des Süd- und Westfriedhofs und im Bürgerinformationszentrum des Rathauses am Hauptmarkt.