Grünes Licht: Marx-Haus darf abgerissen werden

20.9.2016, 06:00 Uhr
Grünes Licht: Marx-Haus darf abgerissen werden

© Foto: Michael Matejka

Und auch eine entsprechende Petition an den Landtag ist offenbar abgelehnt worden. Als vor einigen Monaten bekanntgeworden war, dass das geschichtsträchtige Gebäude mit dem Namen "Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus" an der Marienstraße einem Neubau weichen soll, hat die "Stadtbildinitiative Nürnberg" umgehend Alarm geschlagen. Ihr ist die Rettung des stattlichen Bauwerks aus dem Jahr 1927 eine Herzensangelegenheit.

"Das Haus Marienstraße 15 ist trotz seiner Veränderungen durch den Wiederaufbau nach der Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg eines der letzten Zeugnisse für die großbürgerlichen Bauten in der Marienvorstadt", so lautete die Begründung des Vereins. Er weist auch auf die historische Bedeutung des Hauses hin, in dem unter anderem Ignaz Bing, der Mitbegründer des berühmten Spielzeugherstellers, gelebt hat.

Den Namen "Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus" bekam das Anwesen nach dem Zweiten Weltkrieg – damit wurde an den Mann erinnert, der die Nürnberger Nothilfe gegründet hatte. Heute gehört das Gebäude dem Nachfolger des Vereins, der sich um die Speisung der Armen gekümmert hat. Aus der Nothilfe war der Verein "Wohnen und Integration im Quartier" (WIN) entstanden. Die WIN GmbH möchte nun auf dem Areal an der Marienstraße ein gemeinschaftliches Wohnmodell mit 38 Wohnungen errichten, so wie sie es bereits an der Marthastraße realisiert hat. Da wohnen Menschen nicht nur Tür an Tür, sie organisieren auch gemeinsam ihr Zusammenleben.

Verhaltene Freude

Die Botschaft aus München, dass nun gebaut werden kann, hat Jochen Kapelle, Geschäftsführer der WIN GmbH, mit verhaltener Freude aufgenommen. Denn noch steht eine wesentliche Einigung aus. In der Marienstraße 15 wohnt seit 1982 eine 80-jährige Mieterin zu günstigen Konditionen. Sie möchte nicht ausziehen. "Es ist ja nicht so, dass wir sie hinausdrängen wollen", sagt Jochen Kapelle. "Wir haben ihr schon Alternativen angeboten." Unter anderem eine Wohnung in einem Neubau ganz in der Nähe, an der Hadermühle. "Wir hätten auch den Differenzbetrag der Miete übernommen." Kapelle betont, dass er eine gütliche Einigung herbeiführen möchte, ohne juristischen Beistand. Es werde in jedem Fall weitere Gespräche geben. "Dass die Mieterin während des Umbaus in dem Haus bleibt, ist auch nicht möglich. Sie muss in jedem Fall ausziehen."

Jochen Kapelle kennt die Argumente der Stadtbildinitiative. Er wiederum betont, dass das Gebäude zwar von außen sehr gut aussieht. Dass es aber nicht möglich ist, dort neuen Wohnraum zu schaffen, das Obergeschoss ausgenommen, wo derzeit noch die Mieterin lebt. "Ansonsten gibt es überwiegend Funktionsräume und Büros. Das Gebäude müsste völlig entkernt werden, doch dieser Aufwand ist zu groß, das haben wir prüfen lassen."

Die Geschichte des Hauses will die WIN GmbH nach Kapelles Bekunden nicht in Vergessenheit geraten lassen. "Karl Theodor Marx war ein großartiger Mann. Wir werden an ihn und an auch an Ignaz Bing mit einer Plakette am Gebäude erinnern."

Stadtheimatpflegerin Claudia Maué, die sich sehr für den Erhalt des Baus eingesetzt hat, wollte sich noch nicht zu der neuen Entwicklung äußern, sie persönlich sei noch nicht darüber informiert worden, sagte sie im Gespräch mit der NZ.

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