Halbzeit beim Ausbau der A6: So geht es jetzt weiter

10.5.2016, 06:00 Uhr
Halbzeit beim Ausbau der A6: So geht es jetzt weiter

© Stefan Hippel

Pendler auf dem Weg zur Arbeit, Urlauber, Fernfahrer: 80.000 Fahrzeuge donnern hier jeden Tag entlang, 17.000 Lkw sind darunter. Sie alle wollen schnell vorankommen. Auch wenn gebaut wird. Für die Verantwortlichen sind diese Umstände eine Herausforderung.

Letztlich sind es viele Faktoren, die den Fortgang des Vorhabens beeinflussen: das Wetter spielt eine wichtige Rolle. Viele Baustoffe mögen Minusgrade überhaupt nicht. Beton zum Beispiel. Und unberechenbar ist manchmal auch der Mensch. Dass eine beteiligte Baufirma im vergangenen Sommer Insolvenz anmelden musste, warf den Ausbau der A6 im Süden Nürnbergs um etwa zwei bis drei Monate zurück.

Mittlerweile geht es wieder zügig weiter. "Wir sind fast bei der Halbzeit angelangt", sagt Andreas Eisgruber, der Dienststellenleiter der Autobahndirektion Nordbayern. "Nürnberg ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, hier überschneiden sich alle Fernautobahnen, mit sehr viel Fern- und Schwerverkehr. Deshalb müssen die Bauzeiten möglichst gering gehalten werden."

15 Bagger sind ständig im Einsatz, zehn Lkw, fünf Walzen, zwei Raupen. Wenn der Asphalt kommt, sind es noch mehr Maschinen. Sie dröhnen, hämmern, klopfen. Das Wühlen in der Erde ist mit Getöse verbunden. Hinter der Lärmschutzwand, die an der Anschlussstelle Langwasser in die Höhe wächst, wohnen die Moorenbrunner, die mit dem Lärm leben müssen.

Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, werden sie es ruhiger haben als zuvor. 1,6 Kilometer lang und bis zu zehn Meter hoch wird die Wand sein, die sie vor dem ewigen Rauschen schützen soll. Außerdem bekommt die Fahrbahn einen Belag aus offenporigem Asphalt, der Geräusche stärker schluckt als herkömmlicher. Der allerdings auch nicht so lange hält: Zehn bis zwölf Jahre betrage seine Lebenszeit, sagt Andreas Eisgruber.

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2017 soll der Ausbau abgeschlossen sein

77 Millionen Euro investiert der Bund in den Ausbau der A6 zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg-Süd und Nürnberg-Ost. 5,7 Kilometer lang ist die Strecke, die beackert werden muss. Die Kosten für den Ausbau der Gleiwitzer Straße, zwei Millionen Euro, trägt die Stadt Nürnberg.

Viele Beteiligte saßen mit am Tisch, als die Planungen für den Autobahnausbau im Jahr 2014 starteten. Nicht nur Baufachleute waren dabei, sondern auch die Verkehrspolizei, Vertreter von Verkehrssicherungsfirmen und der Stadt Nürnberg. 2015 wurde mit den Arbeiten in Richtung Heilbronn begonnen, jetzt geht es Richtung Amberg weiter. 2017 soll das Projekt abgeschlossen sein, dann wird die Gleiwitzer Straße ausgebaut, die wichtigste Verbindung zum Kreuz Langwasser im Süden Nürnbergs.

Halbzeit beim Ausbau der A6: So geht es jetzt weiter

© Stefan Hippel

Die zeitliche Abstimmung ist nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen, weil viele Interessen aufeinanderprallen: Die Messe will bei großen Ereignissen nicht von ihren Zulieferern abgehängt werden, der Gewerbepark Nürnberg-Feucht auch nicht, für Frachtunternehmer bedeutet Zeit vor allem Geld. "Man muss sich nach bestimmten Bedürfnissen richten. Deshalb sind wir ständig in Kommunikation", sagt Eisgruber. "Den idealen Zeitpunkt für Bauarbeiten gibt es nie."

Jeder empfindet die Baustelle als Störung. Die Pendler, der Fernverkehr, die Urlauber. "Sommerzeit ist Bauzeit. Man kann es nicht allen recht machen." So wird etwa im August auf der A9 zwischen Schnaittach und Lauf/Hersbruck die Fahrbahn erneuert – auch hier ist der lärmschluckende Belag in die Jahre gekommen.

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Die Baustelle an der A6 verändert sich derweil ständig, immer wieder muss die Verkehrsführung neu sortiert, müssen Spuren verlegt, Umleitungen neu ausgeschildert werden. Die Brückenarbeiten sind nachts an der Reihe. Besonders schwierig wird es für die Bauleute, wenn die Bahn involviert ist. Wenn eine Brücke, die auch über Schienen führt, abgerissen werden muss, ist Zeit besonders kostbar. "Es gibt vonseiten der Bahn nur sehr kurze Sperrzeiten", sagt Kathrin Kolb, die Bauleiterin für den Brückenbau. "Da wird es dann vom Zeitplan her knackig."

Eine besondere Herausforderung für Kathrin Kolb und ihre Kollegen stellte der Abriss eines Bauwerks dar, das sich gleich über sechs Gleise hinwegbog. "Die S-Bahn ist kein Problem", sagt die Brücken-Expertin. "Sie fährt nachts nicht. Aber die Güterzüge fahren." Wenn Bauarbeiten anstehen, müssen Züge umgeleitet werden, für die Bahn ein aufwendiges Unterfangen. Regelmäßig treffen sich die Brückenbauer deshalb mit Vertretern der Bahn zu Koordinierungsgesprächen.

"Sperrpausen müssen ein Jahr vorher festgelegt werden", so die Bauleiterin. "Dabei geht es auch um Fragen der Sicherheit. Die Anforderungen sind sehr hoch." Wenn die neue Brücke dann steht, herrscht erst einmal für rund 50 Jahre Ruhe, von Reparaturarbeiten einmal abgesehen.

Informationen über die Autobahnarbeiten rund um Nürnberg finden Sie auch hier.

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