Hat sich die Situation in der Königstorpassage verschärft?

25.2.2017, 07:58 Uhr
Hat sich die Situation in der Königstorpassage verschärft?

© Foto: Roland Fengler

Es sind nicht wenige Stimmen, die von einem neuen Brennpunkt am Aufgang von der Königstorpassage zur Hauptbahnhof-Mittelhalle sprechen. Die Bahnhofsmission liegt dort neben Filialen der Ketten Yorma’s, Backbude und McDonald’s. Seit vier bis sechs Wochen habe sich hier ein Teil der Drogenszene etabliert, die bislang am Ausgang zum Stadtgraben gelagert habe, erzählt eine Verkäuferin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Von häufigen Schlägereien und von verängstigten Kunden berichtet ein Ladenbetreiber, der um seine Umsätze fürchtet.

Wer sich umblickt, sieht neben zahllosen normalen Passanten die übliche Klientel, die seit Jahren die Königstorpassage bevölkert. Flüchtlinge sind in jüngerer Zeit dazugekommen. Sie reisen aus kleinstädtischen Bereichen Nordbayerns in die Großstadt, um im Umfeld des Bahnhofs Landsleute zu treffen. Gruppen von Osteuropäern lagern hie und da an einer Wand, lassen die Wodkaflasche ungeniert kreisen. Passanten, die direkt auf die Männer schauen, bekommen sehr intensive Blicke zurück – weicheren Gemütern kann da schon ein wenig mulmig werden.

Objektiv hat sich die Lage in jüngerer Zeit aber nicht verschärft, lautet die Einschätzung der Polizei. Im Gegenteil, seit die Einsatzkräfte Ende 2016 ihre Präsenz in der Passage deutlich verstärkt haben, sei sowohl die Zahl der Körperverletzungen als auch die der sonstigen Einsätze zurückgegangen, sagt Präsidiumssprecherin Elke Schönwald. Und dass einzelne Gruppen zwischen dem Ausgang am Stadtgraben, dem Lokal "Balkon" am Abgang zur Passage in der Königstraße und dem Bereich an der Bahnhofsmission wandern, "das gab es schon immer", so Schönwald.

Natürlich kommt es immer wieder zu Übergriffen, bestätigt die Polizeisprecherin. Etwa am vergangenen Sonntag, als ein 28-Jähriger während einer Kontrolle einen Polizisten angriff und erheblich verletzte. Oder der Messerangriff gegen einen 36-Jährigen drei Tage später am Taxistand auf dem Bahnhofsvorplatz. Das Opfer erlitt durch mehrere Stiche schwere Verletzungen, der Täter konnte unerkannt fliehen. Dann wieder wurde die Polizei wegen aggressiver "Stänkerer" an der Rolltreppe zur Bahnhofsmittelhalle zur Hilfe gerufen. Als die Beamten eintrafen, waren die Verursacher weg, so Schönwald.

Genau hier könnte womöglich eine Erklärung für die unterschiedlichen Einschätzungen zwischen Ladenbetreibern einerseits und Polizei auf der anderen Seite liegen. Oft genug entsteht nämlich eine Art "Katz-und-Maus-Spiel" zwischen Aggressoren und Polizeibeamten, berichtet ein Zeitschriftenverkäufer: Rückten die Beamten an, dann verschwinde die Drogenszene; kaum seien die Polizisten weitergegangen, tauchten die Junkies wieder auf.

Aus Sicht der Polizei, die ihre Kräfte in der Passage inzwischen deutlich verstärkt hat, zeigt sich die Situation "im Grunde unverändert", sagt Schönwald. Mindestens eine Streife sei ständig vor Ort. Auch in jüngster Zeit sei es zu "keinem signifikanten Anstieg" der Einsätze gekommen. Das gilt auch für das Alkoholverbot, das seit Jahresbeginn zwischen 22 und 6 Uhr unter anderem in der Königstorpassage und auf dem Bahnhofsvorplatz gilt: Rund 60 Belehrungen haben die Beamten Schönwald zufolge seither durchgeführt; lediglich in acht Fällen mussten Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen an die Stadt geschickt werden.

Wie es weitergeht? Sowohl die Stadtreklame, die die Ladengeschäfte vermietet, als auch die Stadt setzen auf das im November beschlossene Konzept (die NZ berichtete). Dazu gehört eine deutliche Verbesserung der Beleuchtung im Aufgang zur Osthalle sowie in der Passage selbst. Dazu gehört die Schließung des Ausgangs zum Stadtgraben ebenso wie ein Modellversuch mit Spritzbesteck- Entsorgungscontainern. Auch der Umbau des Bahnhofsvorplatzes könnte zur Entspannung beitragen, meint die Leiterin des Bürgermeisteramtes, Christine Schüssler. Nicht wenige Passanten könnten nämlich ihre Wege nach dessen Vollendung oberirdisch statt durch die Passage nehmen.

25 Kommentare