Hauptmarkt gehört immer mehr Sponsoren und Sport

18.8.2014, 05:56 Uhr
Die Mountainbiker des „Red Bull District Ride“, die am 5. und 6. September durch die Altstadt fliegen, lösen die Beachvolleyballer fast nahtlos ab. Schon am 29. August beginnen die Vorbereitungen rund um den Hauptmarkt. Hier eine Aufnahme vom letzten Auftritt 2011.

© Red Bull Die Mountainbiker des „Red Bull District Ride“, die am 5. und 6. September durch die Altstadt fliegen, lösen die Beachvolleyballer fast nahtlos ab. Schon am 29. August beginnen die Vorbereitungen rund um den Hauptmarkt. Hier eine Aufnahme vom letzten Auftritt 2011.

Gurken, Tomaten, Rettich, wer Gemüse braucht, muss wieder mal die Königstraße hoch. An insgesamt 32 Werktagen werden die Markthändler in diesem Jahr von ihren Stammplätzen vertrieben, weil Großveranstalter den Markt gebucht haben.

Wohlgemerkt: Bardentreffen, Bio erleben, Blaue Nacht, Oster-, Herbst- und Christkindlesmarkt sind da gar nicht mitgezählt. Es sind 32 Werktage (von insgesamt 132 mit verlegtem Markt), an denen Ausnahmezustand herrscht zwischen Frauenkirche und Schönem Brunnen, weil sich dort die „Smart Beach Tour“, der „Red Bull District Ride“ Anfang September oder der „Tag der Verkehrssicherheit“ breitmachen.

Elf Tage hatten „Red Bull“ und BRK-Jubiläum 2011 für sich reserviert. Doch vor vier, vor zwei und vor einem Jahr ging kein einziger Tag für firmengesponsorte Großveranstaltungen drauf. 2014 belegt im Vergleich den Spitzenplatz.

Helmut Nordhardt vom Marktamt kommt deshalb ins Grübeln. „Weniger wäre wünschenswert“, sagt der Amtsleiter. Er wünscht sich, dass die Stadt „äußerst restriktiv“ umgeht mit Events, damit der klassische Markt keinen Schaden nimmt. Heuer müsste der Hauptmarkt schon sehr viel verkraften. Ein gutes Drittel des Jahres findet er woanders statt.

"Zwei Seiten der Medaille"

Ein erkennbarer Nürnberg-Bezug oder öffentliche Aufmerksamkeit und Medienresonanz weit über die Stadtgrenzen hinaus, diese Kriterien gelten laut Michael Ruf vom Bürgermeisteramt für Veranstaltungen wie das Beachvolleyball-Turnier am Wochenende. Sicher, es gebe viel Werbung am Rande solcher Events. Dafür sei der Eintritt gratis. Ruf: „Das sind eben zwei Seiten einer Medaille.“ Wer auf den Markt darf, darüber wird ganz oben an der Stadtspitze entschieden.

Im Liegenschaftsamt registriert man trotz allem keinen Anfrage-Boom privater Veranstalter in Sachen Hauptmarkt. Maximal ein Dutzend Bewerber klopfe pro Jahr an, heißt es.

„Die Menschen stöhnen über die Beanspruchung.“ Das sagt Manfred Jupitz vom Bürgerverein Altstadt. Schon Wochen vor dem Ereignis werde gehämmert und gewerkelt, Touristen müssten sich eng an den Häusern am Rand des Hauptmarkts vorbeidrücken und sähen von der Frauenkirche nur wenig. Laut Jupitz ist für die Bewohner der Altstadt die Grenze des Erträglichen erreicht.

Im Rathaus dagegen zählt man euphorisch die Internet-Klicks der Videofilme, die Nürnberg als attraktive Kulisse von Mountainbike und Beachvolleyball in alle Welt transportieren. Der „District Ride“-Trailer der Stadt voll atemberaubender Tricks sei super angekommen, die Aufnahmen eines australischen Fernsehkanals seien sogar weit über eine Million mal angeklickt worden, schwärmt Nürnbergs Pressesprecher Siegfried Zelnhefer. Nur das Eisbär-Baby „Flocke“ habe mehr Interesse ausgelöst (siehe auch Artikel unten).

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