Haushaltsbefragung: Bleiben private Daten geheim?

14.12.2017, 05:37 Uhr
Haushaltsbefragung: Bleiben private Daten geheim?

© Günter Distler

Kürzlich erhielt Eberhard Eppensteiner Post vom städtischen Amt für Statistik: Der etliche Wochen zuvor zugestellte Fragebogen sei noch nicht zurückgeschickt, stand in dem Schreiben. Die Verwaltung wollte an den achtseitigen Bogen erinnern, bevor er in Vergessenheit gerät.

Das machte Eppensteiner misstrauisch: "Woher weiß man, dass meine Frau nicht geantwortet hat? Die Daten werden doch anonym erhoben, wie immer betont wird." Außerdem sei dann ein Widerspruch, dass die Adresse am Bogen vermerkt werden muss, wenn man an der Verlosung von Geld oder Gutscheinen teilnehmen will. Dies lobt die Verwaltung nämlich als Dankeschön für das Ausfüllen aus.

 Diesmal können die Adressaten einen Gutschein fürs Museum oder für das NürnbergBad bekommen. Mit der Benefit-Aktion werde die Anonymität gebrochen, meint der Nürnberger. Wolf Schäfer, Leiter des Amts für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, räumt das grundsätzlich ein. Doch man wolle die angeschriebenen 10.000 Bürger zum Antworten motivieren, da sei eine kleine Anerkennung hilfreich.

Haushaltsbefragung ist ein wichtiges Mittel 

Grundsätzlich unterstreicht Amtsleiter Schäfer nachdrücklich den hohen Stellenwert der Befragung wie auch der anonymen Erhebung: "Alle Mitarbeiter sind verpflichtet, das Statistikgeheimnis zu wahren. Das gehört zu unserer Berufsehre. Die Verletzung dieses Geheimnisses kann sogar mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet werden."

Die Frage nach der anonymen Erhebung treibt die Leute um: Immer wieder werde dies thematisiert, so Schäfer: "Die Menschen sind zu Recht sensibel."Ein Nürnberger hatte sich schon an den bayerischen Landesbeauftragten für den Datenschutz gewandt. Doch der Fachmann hatte keine Einwände bezüglich der Anonymität - alles in Ordnung.

Das Nürnberger Statistikamt am Unschlittplatz ist eine abgeschottete Dienststelle mit 25 Beschäftigten, sagt der Amtschef. Es muss gewährleistet sein, dass keine Information die Büros verlässt, mit denen ein Personenbezug hergestellt werden kann. Mit einem juristischen Akt werden die Mitarbeiter auf die Vertraulichkeit verpflichtet.

Die Haushaltsbefragung ist für die Kommunalpolitik und die Verwaltung ein wichtiges Mittel, um sozusagen am Puls der Bürger zu fühlen: Wie groß ist die Zufriedenheit mit den Grünflächen im Stadtteil? Warum hat man sich nicht an der Bundestagswahl beteiligt? Wie häufig nutzt man den öffentlichen Nahverkehr? Engagieren Sie sich in einem Ehrenamt? Wollen Sie Wohneigentum erwerben oder beabsichtigen Sie, aus dem Stadtgebiet wegzuziehen?

Die Haushaltsbefragung wird alle zwei Jahre durchgeführt, abwechselnd mit 20.000 und 10.000 Adressen. Seit 1985 erhebt die Stadt die Daten, die dann auch in konkrete Stadtpolitik einfließen. Aus dem Stadtrat und der Verwaltung kommen immer wieder Themenanregungen, welche abgefragt werden sollen. 

Entscheidend ist die Haushaltsbefragung für die Aktualisierung des Mietenspiegels: Hier fragen die Statistiker Wohnungsstandards und Wohnumfeld ab sowie Preise bei Neuvermietung. Damit erhält man ein realistisches Bild über die Mietpreisentwicklung im Stadtgebiet. 

Bleiben private Daten auch wirklich geheim?

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