Heckenschützen-Prozess: Zeuge glaubte an Steinschlag

17.9.2015, 17:06 Uhr
Dem Rechtsanwalt droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

© Mark Johnston Dem Rechtsanwalt droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

Zwei Opfer des mutmaßlichen Nürnberger Heckenschützen sind von den Schüssen auf ihre Autos völlig überrascht worden. Er habe in der Dunkelheit zunächst an einen Steinschlag geglaubt, sagte am Donnerstag ein 60 Jahre alter Fahrlehrer, dessen Auto im vergangenen November während der Fahrt angeschossen worden war. Auch an die Tat eines ehemaligen Schülers, der durch die Fahrprüfung gefallen sei und nun mit einer Steinschleuder ziele, habe er gedacht.

Das Geschoss schlug auf der Beifahrerseite ein, wo zu dem Zeitpunkt niemand saß. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der 60-Jährige nur wegen seiner jahrelangen Erfahrung in der Lage war, das Auto nach dem Einschuss unfallfrei weiterzusteuern.

Das Urteil soll am 13. Oktober fallen

Der 50 Jahre alte Angeklagte muss sich seit Mittwoch wegen dreifachen versuchten Mordes vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Von seiner Wohnung in Nürnberg aus soll er Autos beschossen haben. Den Tod der Insassen - so der Vorwurf - nahm der Rechtsanwalt in Kauf. Ihm droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe. Das Urteil soll am 13. Oktober fallen.

Das Auto einer Frau war im vergangenen Herbst unmittelbar nach einem Auffahrunfall beschossen worden. Sie habe zunächst an ein geplatztes Ventil im beschädigten Auto gedacht, sagte die 27 Jahre alte Zeugin am zweiten Prozesstag. Sie habe während der beiden Schüsse in der Dunkelheit direkt neben ihrem Auto gestanden. An die Polizei habe sie sich erst Tage später gewandt, als sie an der Beifahrertür eine Schramme entdeckt und einen Aufbruchversuch befürchtet habe. Die Polizei entdeckte dann zwei Projektile in der Beifahrerseite. "Ich habe erst heute realisiert, was alles hätte passieren können", sagte die Frau.

Zu dem Vorwurf der Zeugenbeeinflussung äußerte sich die Verteidigung nur knapp. Es sei beim Versuch geblieben, erklärte Verteidiger Harald Straßner. Laut Staatsanwaltschaft waren in der Zelle des Angeklagten gefundene Schriftstücke Indiz dafür, dass er Zeugen beeinflussen wollte.

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