Hier tummeln sich geheimnisvolle Wesen

4.5.2015, 11:34 Uhr
Hier tummeln sich geheimnisvolle Wesen

Die Bildkunst hat sich nie mit der Abbildung der Außenwelt begnügt. Seit frühester Zeit gestalteten Künstler auch Erscheinungen, die sie hinter jenem Äußeren vermuteten: Götter und Dämonen, Riesen und Zwerge, liebliche Elfen und böse Drachen.

Caspar David Friedrich meinte im 19. Jahrhundert, der Künstler müsse „nicht nur malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht.“ Und Paul Klee schrieb im frühen 20. Jahrhundert: „Kunst ist ein Erinnern an das Uralte, Dunkle, von dem Fragmente noch im Künstler leben.“ Als der Beginn der „phantastischen Kunst“ im heutigen Sinn gilt heute der Kupferstich „Melencolia“ von Albrecht Dürer.

Jo Niklaus und Wolfgang Harms fühlen sich als Erben dieser stolzen Tradition. Beide verfügen über ein höchst gediegenes handwerkliches Können und über eine gründliche Kenntnis der aufwändigen Lasurtechnik, welche vor Jahrhunderten die alten Meister entwickelt haben.

Schlüssige Arbeiten

Dieses Rüstzeug ermöglicht es ihnen, einen minutiösen, glasklaren, alles in feinsten Valeurs darstellenden Malstil zu zelebrieren. Niklaus wie Harms malen in einer sehr konzentrierten meditativen und methodischen Art, die stets ein wochen- und monatelanges Verweilen vor der Bildfläche erfordert. Dadurch wird wiederum das allmähliche Aufsteigen weiterer innerer Bilder gefördert. Das Ergebnis sind formal und inhaltlich ungemein dichte, im besten Sinn schlüssige Arbeiten.

Gemaltes scheint bei Niklaus oftmals im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Rahmen zu fallen, es ereignen sich höchst seltsame Ortswechsel und geheimnisvolle Begegnungen. Figuren aus gefaltetem Papier werden lebendig und ein Schminktisch, in dessen Spiegel ein Bild der ägyptischen Göttin Isis erscheint, schwimmt als Allegorie des ewigen Strebens nach vollendeter Schönheit unter düsteren Wolken auf stillen Wassern.

In die Welt der Sagen, Mythen und Märchen entführen die Bilder von Wolfgang Harms, dessen 65. Geburtstag den Anlass zur aktuellen, von Jürgen Bickel kuratierten Werk- Schau geliefert hat. Typische Harms-Motive sind zum Beispiel Eva im Paradies oder die Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin Flora beim Ausstreuen ihrer Gaben. Wie raffiniert geschliffene Edelsteine, die in allen möglichen Farben und Farbabstufen schillern, wirken des Künstlers Darstellungen von üppige wuchernden Mischformen aus Vögeln, Pflanzen, Menschen und Architekturen.

Galerie Jacobsa, Weinmarkt 2. „fantastic art“. Bis 21. Mai. Mo., Mi. und Fr.: 10–18 Uhr, Di. und Do.: 13–18 Uhr, Sa.: 11–15 Uhr.

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