Hirsch ganz Wilde! "Princess of Pop" heizt Nürnberg ein

18.10.2018, 18:05 Uhr
Heizte ihren Fans in Nürnberg ordentlich ein: Kim Wilde.

© Roland Fengler Heizte ihren Fans in Nürnberg ordentlich ein: Kim Wilde.

Kim Wilde lebt. Ihr Sex-Appeal mag dem Space-Appeal gewichen sein, auch flotte Bienen sind vor Falten nicht gefeit. Einst Mieze, ist der englische Popstar längst Mutti. Die Nena Großbritanniens. Geblieben ist ihr ein Stimmchen wie Mickey Mouse. Was trotz der Frequenz fast schon wieder was Beruhigendes hat, in unserer unüberschaubaren Zeit.

Da steht sie also im Bühnenwind auf Rockschuppenbrettern, die glatten Haare wehen so unablässig, als fingere ein Friseur dauernd am Föhn. Auf los gehts flott los mit den Songs, die wie Leuchtfeuer flackern aus einer längst gewesenen Zeit. In der Bravo-Starschnitte noch Verheißungen waren und "Chequered Love" der Sountrack zu Jugendsünden.

Mit zwei Schlagzeugern und weiteren Gefährten hat Kim Wilde eine Band im Nacken, die kaum auf die Bühne passt. Bruderherz Ricky, der ihr Gitarrist ist, verdankt sie als Komponist ihre größten Hits: Der Selbstmordsong "View from a Bridge" ist darunter, der Soldatensong "Cambodia", auch "You came", "You just keep me hanging on" und das in einer feinen Akustik-Version vorgetragene "Four Letter Word" fehlen nicht.

Wer weiß, ob das blonde Ding wusste, was sie sang, als sie sich blutjung 1981 mit "Kids in America" plötzlich in den Charts wiederfand. Kim Wildes eigene Kids in England sind heute längst groß. Im Karrieretief nach den 80er Jahren schrieb sie ein Buch über die Gartenarbeit mit Kindern. 
Danach kam das Comeback. Mit allen Duftwassern des Showgeschäfts gewaschen lächelt und säuselt sich Madame "Love Blonde" heute souverän durch ihr Set.

Zurück in die Vergangenheit

Dass sie etliche neue Songs in den Auftritt mogelt, die sich mit Gitarren, Synthesizer und vielen "Uuhs" im Refrain auffallend an denen der Vergangenheit orientieren –, wir wollen es mal mutig nennen. Manch einer geht derweil trotzdem lieber zum Rauchen raus.

Am Morgen nach dem Konzert schaut mich mein Sohn an wie ein Ufo, als ich sage, gestern war ich bei Kim Wilde. Dabei bin auch ich nicht aus dem All. Er aber ist aus den 90ern. So hat jede Generation ihre Sterne. Man kann sich Wilde nennen und muss es nicht sein. Gar nichts muss man sein mit 57! Trotz Schminke wirkt die Sängerin nahbar. Jünger wird keiner von uns. Kim Wilde heißt bürgerlich Kimberley Smith. Danke für die Lieder, Frau Schmitt.

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