Historikerin: Lokalgeschichte kann die Integration erleichtern

11.8.2012, 14:19 Uhr
Lokaler Geschichtsunterricht soll Schülern mit ausländischen Wurzeln bei der Integration helfen.

© dapd Lokaler Geschichtsunterricht soll Schülern mit ausländischen Wurzeln bei der Integration helfen.

Geschichtsunterricht als Beitrag zur Integration: Jugendliche mit ausländischen Wurzeln finden sich nach Einschätzung der Historikerin Charlotte Bühl-Gramer hierzulande besser zurecht, wenn sie die Vergangenheit ihres Wohnorts kennen. Die Professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg sagte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: „Stadtgeschichte kann einen Beitrag zur Sozialisation leisten.“

Lokalgeschichten auf den Lehrplan

Bühl-Gramer fordert deshalb, Lokalgeschichte wieder auf den Lehrplan bayerischer Hauptschulen zu setzen. Gerade Hauptschulklassen, in denen nicht selten 14 verschiedene Nationen vertreten seien, würden von entsprechenden Angeboten profitieren, betonte die Expertin für Geschichtsunterricht. Dennoch sei Regionalgeschichte in der Realität praktisch aus dem Lehrplan verschwunden, seitdem die Fächer Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde 1997 zusammengelegt wurden. Dabei böten sich Archive, Museen und historische Bauten Ausflüge an und machten Entwicklungen wie die Industrialisierung im Kleinen nachvollziehbar.

„Geschichte wird dadurch konkreter, fassbarer, aufsuchbarer und leichter erforschbarer, weil ich vor Ort recherchieren kann.“ Wichtig sei es jedoch, die jeweilige Herkunft der Jugendlichen zu berücksichtigen, erläuterte Bühl-Gramer. „Wir können diese heterogenen Lerngruppen nicht auf ein einziges Geschichtsbild verpflichten.“ So werde etwa Prinz Eugen als Eroberer, Unterdrücker oder Befreier gesehen – je nachdem, ob Türkisch-, Griechisch- oder Ungarischstämmige auf den Feldherrn blickten.

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