Hochhaus oder Schachteln: Was kommt an den Wöhrder See?

16.1.2016, 08:00 Uhr
Das Wohnbau-Konzept des Nürnberger Büros Baum-Kappler Architekten sieht sechs quadratische Gebäude vor, die paarweise miteinander verbunden sind.

© Jo Seuß Das Wohnbau-Konzept des Nürnberger Büros Baum-Kappler Architekten sieht sechs quadratische Gebäude vor, die paarweise miteinander verbunden sind.

Schon bevor im September 2013 der schmucke Neubau des Landeskirchlichen Archivs an der Veilhofstraße eingeweiht wurde, war in Kirchenkreisen ausgemacht, dass auf dem Grundstück des Vorgängergebäudes Wohnungen errichtet werden sollen. Trotzdem hat es bis Sommer 2015 gedauert, bis ein beschränkter Architektenwettbewerb durchgeführt wurde. Kurz vor Weihnachten hat die Jury getagt - und zwei 1. Preise vergeben.

Diese Entscheidung spricht dafür, dass kein Vorschlag voll überzeugt hat. Das lässt sich auch an den Kommentaren zu den Entwürfen ablesen lässt, die noch bis zum 29. Januar im Offenen Büro, Lorenzer Straße 30, ausgestellt sind.

„Ein mutiger Entwurf, der durch seine Distanz zum See und dem großzügigen Erhalt von ,Grün‘ besticht“, heißt es zum Konzept des Büros Leuschner von Gaudecker Architekten und den Landschaftsarchitekten Studio Volkan in Zürich. Im Mittelpunkt steht dabei ein bis zu siebengeschossiger Komplex, der als „expressiver Solitär“ ein Ausrufezeichen setzt und das benachbarte Predigerseminar überragt — „übermäßig deutlich“, urteilt die Jury, die auch die Treppenhäuser als „sehr eng“ und die Fassadengestaltung als „fast monoton“ kritisiert.

Ganz anders ist das Konzept des Nürnberger Büros Baum-Kappler Architekten (mit dem Landschaftsarchitekten Till Rehwaldt aus Darmstadt). Hier sind die rund 50 Wohnungen auf sechs quadratische Gebäude verteilt, die je vier Etagen haben und paarweise miteinander verbunden sind. Nach Ansicht der Jury fügen sich die Baukörper „harmonisch und sehr maßstäblich in das Gelände ein“. Lob gibt es auch für das Freiraumkonzept, moniert wird jedoch der Verlust von „wertvollen Baumbestand“.

Dies und auch den Abriss des alten „Unterveilhofes“ sieht Knut Engelbrecht, Chef des Vorstadtvereins Wöhrd, als „Wermutstropfen“. Insgesamt hält er die zwei preisgekrönten Vorschläge für „durchaus ansprechend“.  Siegfried Dengler, Leiter des Stadtplanungsamtes, sind „Vor- und Nachteile“ bei beiden Entwürfen, die im  Grundsatz „genehmigungsfähig“ seien. Ob das wirklich der Fall ist oder noch Umplanungen nötig sind, soll nun abgeklärt werden. In Absprache mit der Stadt Nürnberg werden nun  über einen Vorbescheidsantrag abgeklärt, so Robert Flock, der Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerks (ESW).

Bis zum Sommer 2016 soll das Ergebnis vorliegen. Danach muss die Evangelische Landeskirche entscheiden, welcher Entwurf realisiert wird. Als Baubeginn wird 2017 angepeilt. Das ESW wird das Projekt errichten, bei dem „bezahlbare Mietwohnungen für Familien“ im Mittelpunkt stehen sollen.

2 Kommentare