Hunde sind als Kindersatz überfordert

18.6.2012, 14:00 Uhr

Diese wiederum können sich nicht aussuchen, welche Herrchen oder Eltern die Freunde im Schlepptau haben.

Was haben wir da nicht schon alles erlebt: Wir wurden in Haushalte eingeladen, in deren Kühlschränken sich der Inhalt der offenen Hundefutterdose nahtlos mit der Sauce Bolognese der nebenstehenden Spaghetti vermischte. Und haben die Essenseinladung dankend ausgeschlagen. Wir haben uns stundenlang mit mitleidigen Blicken traumatische Kriegserlebnisse angehört. Um dann festzustellen, dass der (wirklich sehr alt aussehende) Erzähler gar nicht selbst dort war.

Frauchen hat sich zwei Stunden lang mit einer fremden Frau die Beine in den Bauch gestanden, weil deren Sohnemann sich in mich verguckt hatte und unbedingt mit mir spielen wollte. Er hätte wohl nie freiwillig damit aufgehört. Aber ich. Nach 30 Minuten war Schicht im Monty-Schacht.

Gut, dass der Junge eine Tüte voller Leckerlis dabei hatte. Damit hat er mich die verbleibenden eineinhalb Stunden heimlich hinter einer Hecke gefüttert.

Währenddessen haben die Frauen versucht, Konversation zu machen: „Ein aufgeweckter Junge.“ – „Ein hübscher Hund.“ – „Wie alt ist er denn?“ – „Und wie alt ist ihre?“ Selbst wenn hund es gar nicht will: Wir werden in die Rolle des Kindersatzes förmlich gedrängt!

Dabei hat eine Hundepsychologin aus Nürnberg Frauchen erst kürzlich erzählt, dass die Vermenschlichung von Tieren diese krank macht: „Wenn ein Hund als Kind- oder Partnerersatz herhalten muss, ist er damit schlicht überfordert.“

Ich kann das nur bestätigen. Wir wollen keine Schleifchen und Mäntel – wir wollen einen starken Rudelführer, der uns sagt, wo es langgeht. So wie sich Frauen eine starke Schulter zum Anlehnen wünschen. Aber auch Einfühlungsvermögen, Humor, handwerkliches Geschick, Offenheit...

Ich sehe schon: Den perfekten Mann gibt es genauso wenig wie das perfekte Herrchen. Wichtig ist nur, dass man daran arbeitet.
 

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