In 200 Metern Höhe: Retter proben am Nürnberger Fernsehturm

21.3.2019, 12:20 Uhr
In 200 Metern Höhe: Retter proben am Nürnberger Fernsehturm

© Foto: Johannes Handl

Nur einen Schritt zur Tür heraus, schon pfeift einem der Wind in die Kleider. Der Reporter hat in gut 200 Metern Höhe alle Mühe, dass ihm sein Block nicht davonfliegt. Er braucht ein paar Momente, ehe er die faszinierende Aussicht über Nürnberg genießen kann. Karsten Mühlan dagegen ist die Ruhe selbst. Der Ausbilder der Höhenrettung wird regelmäßig mit einer Winde vom Hubschrauber abgeseilt. Was sollen ihm da der zarte Regen und das bisschen Wind auf dem Fernmeldeturm anhaben?

72 Übungsstunden müssen die speziell ausgebildeten Berufsfeuerwehrler jedes Jahr nachweisen, um ihre Lizenz zur Höhenrettung nicht zu verlieren. Heute stellen sich Einsatzkräfte der Feuerwache 2 verschiedenen Herausforderungen. Nachdem sie am Morgen trainiert haben, Personen aus einem stecken gebliebenen Aufzug zu befreien, dürfen sie sich nun von der dritten Plattform des Fernmeldeturms auf die zweite abzuseilen.

Um das Geschehen im Blick zu haben, klettern Mühlan und Dirk Zinn von der Deutschen Funkturm GmbH, die den Turm für Trainingseinheiten zur Verfügung stellt, über eine Steigleiter ein paar Stufen hinunter. Kurz darauf können sie bereits zwei Seile sehen. An einem windstillen Tag würden sie senkrecht nach unten baumeln, heute weht es sie deutlich nach links. Für die Höhenretter kein Problem. Schon seilt sich der Erste von ihnen Meter für Meter nach unten ab.

Für Feuerwehrmann Marco Henkel, der normalerweise in der Integrierten Leitstelle in Schwabach im Einsatz ist, hält der Tag eine Premiere bereit. Henkel absolviert gerade eine Ausbildung zum Dienststellenleiter, die in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. Wenn er schon mal bei der Höhenrettung reinschnuppert, kann er sich zu Übungszwecken gleich aus einer Notlage befreien lassen.

"Es hat sich echt sicher angefühlt", sagt er, nachdem er sich von Christian Hacker am Seil hängend in Sicherheit hat bringen lassen. Über Schweinau schwebend, blieb sogar kurz Zeit, die Aussicht auf sich wirken zu lassen, auch wenn die Retter stets empfehlen, den Blick auf sie zu richten, um erst gar keine Panik entstehen zu lassen.

Volle Konzentration

Sind die Einsatzkräfte noch aufgeregt, wenn sie in schwindelerregender Höhe im Einsatz sind? "Nervös würde ich nicht sagen – konzentriert", erklärt Mühlan. Das müssen sie auch sein. Egal, wie oft sie sich vorbereitet, egal, wie sicher sie ihre Abläufe einstudiert haben. Bei einem Einsatz kommt es meist doch etwas anders, als es den Experten lieb ist.

Auch der erfahrene Einheitsführer muss regelmäßig nachweisen, dass er den Anforderungen gewachsen ist. Die Fehler bei anderen könne man noch so oft sehen und sofort erkennen, erklärt Mühlan. Das bewahre aber niemanden davor, im Einsatz womöglich den gleichen Fehler zu begehen.

Die Teams der Höhenrettung sind übrigens nicht nur in luftiger Höhe unterwegs. Als kompliziert erweisen können sich auch Einsätze im Untergrund, wenn beispielsweise Personen aus einer stehengebliebenen oder sogar brennenden U-Bahn an die Oberfläche gebracht werden müssen.

Sicherheit ist das A und O

Heikel sind laut Mühlan auch Einsätze, bei denen Strom im Spiel ist. Die eigene Sicherheit ist das oberste Gebot. "Wenn wir einen Fehler machen, kommt niemand mehr – denn wir sind ja schon da", sagt Mühlan augenzwinkernd.

Höhenretter Roland Scherzer ist die Freude auch nach der x-ten Abseilübung noch anzusehen. "Es muss einem schon Spaß machen", sagt er. Andernfalls sei dieser Job wohl kaum das Richtige.

Der Fernsehturm, mit seinen knapp 293 Metern das höchste Gebäude Bayerns, steht regelmäßig auf dem Trainingsplan der Höhenretter. Nachdem der Übungseinsatz beendet und die Ausrüstung wieder eingeräumt ist, geht es für die Truppe direkt weiter. Nächstes Aufgabe: die Rettung auf einem Kran.

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