In der Nürnberger Desi stinkt's kräftig zum Himmel

8.10.2014, 07:59 Uhr
In der Nürnberger Desi stinkt's kräftig zum Himmel

© Distler

Selbstverwaltet, sozialkritisch und offen für alle: Die Desi in der Brückenstraße ist nicht bei allen beliebt. Die CSU nannte das Stadtteilzentrum vor sechs Jahren eine „unsoziale Platzverschwendung“ und wollte es plattmachen — für einen Spielplatz.

Doch jetzt hat die neue kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Britta Walthelm, ihr Herz für die Desi entdeckt. Es sei ein „wichtiger Bestandteil der Nürnberger Kulturlandschaft“ und die baulichen Mängel sollten nicht länger hingenommen werden, schreibt sie an den Oberbürgermeister. Die Verwaltung soll prüfen, ob die Stadt nicht doch Geld für Reparaturen hat.

Lange Tradition

Sabine Limmer ist in der Desi für das Programm verantwortlich, Elisabeth Ramthun für die Finanzen. Sie leben seit zehn Jahren mit den baulichen Einschränkungen in der alten Desinfektionsanstalt, die 1884 in Betrieb ging, um Cholera und Pocken auszurotten. 1976 wurde die Anlage geschlossen, um zwei Jahre später als Stadtteilzentrum wieder zu öffnen.

Beim Hochbauamt sei man durchaus bemüht, zu helfen, sagen die Verantwortlichen in der Desi. Ende 2013 bekam das Zentrum ein neues Glasdach für die Kneipe, „vorher gab es Überschwemmungen, wenn es durchs alte Dach reinregnete“, sagt Ramthun. „Doch es reicht nicht, wenn das Hochbauamt tut, was es kann“, ergänzt Sabine Limmer. „Wir brauchen auch Unterstützung von anderer Seite.“ So wie jetzt von Grünen-Stadträtin Walthelm.

Ein Gang durchs Haus zeigt: Hier wird Mangel auf hohem Niveau verwaltet. Vor allem im Damenklo — nett aufgehübscht mit bunter Wandfarbe und Gepäckablagen aus alten Zügen — verstopfen die Abflussrohre mindestens dreimal pro Jahr. Das kostet die Desi insgesamt rund 1200 Euro und viel Ärger. Ramthun: „Der Klempner sagt jedes Mal, das die alten Rohre saniert werden müssen.“

In der Nürnberger Desi stinkt's kräftig zum Himmel

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Das zweite Problem ist der Anbau, in dem die Radwerkstatt, der Hausmeisterschuppen und ein Werkraum untergebracht sind. Die Baugenehmigung für die Remise stamme von 1940, sagt Sabine Limmer. Eine Heizung haben die Räume nie bekommen. Da es auch keine Belüftung gibt, wuchert der Schimmel. Für längere Zeit kann sich hier drinnen niemand aufhalten.

An dem schlimmen baulichen Zustand sei bereits vor zehn Jahren ein Jugendtreff gescheitert, „wir mussten die Gruppe auflösen, dabei wäre das ein wichtiges Angebot für das Viertel“, meint Limmer. Sie ergänzt, dass die Desi viel mit Ehrenamtlichen arbeite und diesen auch Platz bieten müsse — doch das sei unter den Bedingungen kaum möglich. „Wir sind ja auch im Haupthaus räumlich sehr begrenzt.“

Während derzeit Mitarbeiter der Verwaltung des benachbarten Johannisfriedhofs von der Mauer hinter der Remise den Efeu abreißen, um zu prüfen, wo das Wasser in das Nebengebäude der Desi eindringt, ist auch das Hochbauamt mit dem Stadtteilzentrum befasst.

Die Sanierung, vor allem die der Toiletten, sei für die Baupauschale 2016 angemeldet gewesen, erklärt Hochbauamtschefin Petra Waldmann. Wegen „wichtigerer Maßnahmen“ sei aber nichts passiert. Sie will klären, „ob Mittel aus einem anderen Ansatz verwendet werden können“. Das Hochbauamt plane jedenfalls, 2015 in der Desi zu sanieren.

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