Innenminister will mehr Schutz für Motorradfahrer

23.4.2013, 07:00 Uhr
Innenminister will mehr Schutz für Motorradfahrer

© Harald Sippel

Es ist nur ein kurzes Stück von einer Schutzplanke, das vor dem Lehrsaalgebäude der Nürnberger Bereitschaftspolizei steht. Zu kurz, um ihrer Bestimmung gerecht zu werden: bei einem Unfall zu schützen. Kein Wunder, es dient nur zur Anschauung. Ist die herkömmliche Planke nach unten hin offen, deckt hier ein zusätzliches Blech die Lücke ab.

In der Straßenbaubehörde und bei der Verkehrspolizei ist diese Blende bereits zum Lebensretter avanciert. Seit 2010 sind diese Schienen immer öfter an Bayerns Fahrbahnen zu sehen — insbesondere an brenzligen Kurven, um Motorradfahrer zu schützen. Denn sie verletzen sich meist

sehr schwer, sobald sie bei einem Sturz unter die scharfkantigen Planken schlittern. In vielen Fällen kommt dann sogar jede Hilfe zu spät.

Die neue Variante mit zusätzlichem Blech, der sogenannte Unterschutz, wurde im Freistaat bis heute auf mehr als 60 Kilometern verbaut — in erster Linie an gefährlichen Biegungen. „Bislang haben wir 460 Kurven damit ausgerüstet und dafür 2,25 Millionen Euro ausgegeben“, berichtet Thomas Kölbel von der Bayerischen Straßenbauverwaltung, die ihren Sitz in München hat. Seine Behörde ist zuständig für alle Straßen, die nicht zu Städten oder Gemeinden gehören.

400 Millionen Euro für die Sicherheit

Die Schwerpunkte der Aktion liegen im Voralpenland und in der Fränkischen Schweiz, wo es Motorradfahrer besonders gerne hinzieht. „Wir haben uns die unfallträchtigsten Stellen für die Montage ausgesucht“, sagt er. Erfreulich: Seitdem habe es an diesen Brennpunkten keinen Motorradunfall mit tödlichem Ende mehr gegeben. Insgesamt sollen bis 2020 mit zahlreichen Maßnahmen rund 400 Millionen Euro in die Sicherheit auf bayerischen Landstraßen fließen.

In diesen Leitplanken-Schutz will Innenminister Joachim Herrmann (CSU), selbst passionierter Motorradfahrer, weiter investieren. Er verspricht, im Rahmen des Verkehrssicherheitsprogramms „Bayern mobil — sicher ans Ziel“ eine weitere Million Euro für die kommenden drei Jahre dafür zur Verfügung zu stellen. In dieses Konzept gehört auch, Hindernisse wie Brückenpfeiler, Leitungsmasten oder Bäume künftig nicht direkt an die Straßen zu platzieren.



Die Regierung will mit diesem Programm die Unfallzahl bis 2020 reduzieren. „Erfreulicherweise sind die Motorradunglücke zurückgegangen, von 9700 im Jahr 2011 auf 9300 im vergangenen Jahr“, sagt der Innenminister. Dennoch: 2012 kamen 144 Biker dabei ums Leben. Hauptursachen sind: zu hohes Tempo, Vorfahrtsverletzungen und Fehler beim Abbiegen und Wenden.

Dabei sind es häufig gar nicht die Motorradfahrer selbst, die an einem solchen Unglück schuld sind. Etwa die Hälfte all dieser Unfälle wird durch Auto- und Lkw-Fahrer verursacht. „Sie erkennen die Biker zu spät“, sagt Herrmann und appelliert an die Verkehrsteilnehmer, auf Zweiradfahrer stärker zu achten.



Verschweigen will der Unionspolitiker natürlich nicht, dass Motorradfahrer auch selbst durch Fehlverhalten gefährliche Situationen im Straßenverkehr und schließlich Unfälle herbeiführen. „Das zu hohe Tempo ist Ursache Nummer eins für tödliche Unfälle auf Landstraßen.“ In diesem Zusammenhang kündigt Herrmann verschärfte Geschwindigkeitsmessungen an, ab sofort werde eine Woche lang an beliebten Motorradstrecken verstärkt kontrolliert.

Wenige Tage vor der traditionellen Kulmbacher Motorradsternfahrt bietet das Innenministerium zusammen mit dem Landesverband der Bayerischen Fahrlehrer rund ein Dutzend kostenloser Fahrsicherheitskurse an. Kooperationspartner ist auch der ADAC Nordbayern.

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