„Jetzt endlich den Turbolader einschalten“

10.10.2016, 19:44 Uhr
„Jetzt endlich den Turbolader einschalten“

© Foto: Matejka

„Kaum sind zwei Jahre Bauzeit vorbei, schon fangen wir an zu bauen“, spöttelte IHK-Präsident Dirk von Vopelius bei der Feier auf der Beton-Bodenplatte neben St. Sebald. Grundlegende archäologische Untersuchungen hatten den ursprünglichen Zeitplan über den Haufen geworfen — und auch die Kostenplanung: Der Bauherr hatte anfangs mit 39,4 Millionen Euro gerechnet, nun stellt man sich auf zehn Millionen mehr ein.

Die IHK möchte ihr Grundstück in Toplage besser nutzen: Während die Grundstückspreise in Nürnberg ständig steigen, verlor das alte Gebäude permanent an Wert, merkte Vopelius an. Die neue Zentrale mit 9800 Quadratmetern Nutzfläche soll 260 Arbeitsplätze unterbringen. Für Konferenzen und Besprechungen sind 15 Räume für bis zu 200 Personen vorgesehen.

Der Neubau ist von zwei alten, denkmalgeschützten Gebäuden eingerahmt, die ins künftige „Haus der Wirtschaft“ integriert werden. Blickfang dürfte das Atrium sein: 30 Meter lang, elf Meter breit, 14 Meter hoch — hier sollen Veranstaltungen stattfinden, an denen zwischen 250 und 400 Gäste teilnehmen können.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner meint, dass nun der Grundstein für ein Zukunftsprojekt gelegt ist: „Ich wünsche den Beteiligten, dass man jetzt endlich den Turbolader für den Bau einschalten kann.“ Die CSU-Politikerin unterstrich, dass in der Digitalisierung die große Herausforderung der Zukunft liegt, der sich auch die heimische Wirtschaft stellen müsse. Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel sprach von einem „Signal der Dynamik“, das von der Grundsteinlegung ausgehe. „Dieser Grundstein ist ein Meilenstein“, rief er ins Mikrofon, „das Haus der Wirtschaft soll ein lebendiger Ort am Herzschlag der Stadt werden.“

Seit mehreren Hundert Jahren haben die Nürnberger Händler ihren Sitz unmittelbar neben dem Rathaus. Diese traditionsreiche, zentrale Lage wollte die IHK nicht aufgeben, um irgendwo in der Peripherie einen Neubau zu beziehen. Daher musste sie der gesetzlich vorgeschriebenen archäologischen Sondierung auf historischem Untergrund zustimmen, die außergewöhnliche Erkenntnisse über die Geschichte Nürnbergs gebracht hat.

So fanden die Wissenschaftler etliche Scherben, die sie auf die Zeit um 850 nach Christus datierten. Bislang hatten Historiker die Entstehung Nürnbergs erst 100 Jahre später angesetzt. Somit hat man auf dem Areal an der Waaggasse/Winklerstraße die ältesten Siedlungsbefunde nachweisen können. Mit einer kleinen Ausstellung will die IHK später im Neubau auf den geschichtsträchtigen Untergrund hinweisen.

Ganze 336 Kisten mit Ton- und Glasscherben sowie Metall- und Holzteilen aus den vergangenen Jahrhunderten haben die Archäologen gesichert. Das Material wird in der Kongresshalle gelagert und ausgewertet. „Es ist ein ganzer Raum voll“, meint Stadtarchäologe John Zeitler.

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