Kampf um Büroflächen: Umweltamt zieht in den Bauhof

13.12.2017, 05:56 Uhr
Um die freien Büros im Bauhof haben sich angeblich viele Ämter gestritten.

© Stefan Hippel Um die freien Büros im Bauhof haben sich angeblich viele Ämter gestritten.

Das Rennen gemacht hat das Umweltamt. Es ist ein Immobilien-Sahneschnittchen: Im Mai räumten Sör-Mitarbeiter 166 Büroräume im Bauhof 2. Neben dem historischen Baumeisterhaus, dem Amtssitz von Baureferent Daniel Ulrich, zentral in der Altstadt gelegen, hätten gerne einige Ämter den frei gewordenen Platz für sich beansprucht.

Offiziell bestätigen will es Kämmerer Harald Riedel, dem auch das städtische Gebäudemanagement untersteht, nicht. Doch Behördenmitarbeiter erzählen Kurioses: Dass sich Ämter direkt bei Oberbürgermeister Ulrich Maly um die freien Bauhof-Büros beworben haben. Obwohl der dafür gar nicht zuständig ist.

Kleine Ämter hätten sich in ihren Bewerbungen künstlich aufgeblasen, kurzerhand die Zahl ihrer Mitarbeiter erhöht oder aus jedem Kopierraum einen Konferenzzimmer gemacht. "Es ist mir völlig unbekannt, dass es rund um die Belegung des Bauhofs Einflussnahmen gab", sagt Riedel. Natürlich seien Raumfragen verwaltungsintern ein sensibles Thema. "Es wird schon hart um die besten Standorte gerungen." Teile des Verkehrs- und des Stadtplanungsamts wären auch gern in den Bauhof 2 gezogen, sagt er. "Die platzen zum Teil an ihren jetzigen Standorten aus allen Nähten".

Pläne haben sich geändert

Überhaupt werde der Flächenbedarf der Ämter weiter zunehmen. "Wir haben deshalb für 2018 zusätzliches Personal im städtischen Gebäudemanagement und im Hochbauamt vorgesehen." Umweltreferent Peter Pluschke ist die Freude anzuhören: "Der Umzug des Umweltamts von der Lina-Ammon-Straße in Langwasser in den Bauhof ist fix." Seit seinem ersten Arbeitstag als Umweltreferent vor neuneinhalb Jahren habe er das Umweltamt in die Innenstadt holen wollen. "Die Kollegen aus Langwasser sitzen ständig in der U-Bahn, weil alle wichtigen Ansprechpartner, etwa vom Stadtplanungsamt, in der Innenstadt sind." Spätestens Anfang 2019 wird die lästige Pendlerei mit dem Einzug in den Bauhof 2 ein Ende haben.

Mit ihm habe sich keine Abteilung ein Hauen und Stechen um die Immobilie geliefert, merkt Pluschke an. Bis das Umweltamt einzieht, müssen noch neue Elektro- und Datenkabel verlegt, der Brandschutz ertüchtigt und die Beleuchtung erneuert werden. Die laut Prostituiertenschutzgesetz geforderte Anmeldestelle für Sexarbeiterinnen sollte eigentlich auch in den Bauhof 2 einziehen. Doch die Pläne haben sich geändert. Der Umbau wäre zu teuer geworden, sagt Riedel. Hinzu komme ein Sicherheitsaspekt: Sollte es bei den Anmeldungen zu Konflikten kommen, wäre die "externe und isolierte Lage" ein Problem, sagt Corinna Habermeyer vom Gebäudemanagement.

120 Prostituierte haben sich seit September registriert

Auch deshalb bleibe die Anmeldestelle im Gesundheitsamt in der Burgstraße, seit September haben sich dort 120 Prostituierte registrieren lassen. Der Chef des Gesundheitsamts, Fred-Jürgen Beier, ist von dieser Lösung alles andere als begeistert, der Sicherheitsaspekt zieht bei ihm nicht. Es sei bislang keine Prostituierte bei der Anmeldung ausgerastet. Die Frauen dürfen seit Juli nur dann legal arbeiten, wenn sie eine Gesundheitsberatung und eine kostenpflichtige Anmeldung hinter sich bringen. Der Gesetzgeber verlange, dass die beiden Aufgaben von getrennten Behörden übernommen werden, sagt Beier.

Doch Nürnberg habe beides dem Gesundheitsamt aufgetragen. Er sei aber, auch nach Gesprächen mit dem Oberbürgermeister, davon ausgegangen, dass die beiden Stellen zumindest räumlich getrennt werden. Denn nur so könne erreicht werden, dass Prostituierte weiterhin, ohne Angst vor Kontrollen, die anonyme Gesundheitsberatung nutzen, die ebenfalls in der Burgstraße untergebracht ist. "Der Bauhof wäre eine gute Lösung gewesen", sagt Beier.

Er gehe weiterhin davon aus, dass die Anmeldestelle aus dem Gesundheitsamt ausgelagert wird. Beispielsweise in Räume, die das Umweltamt 2018 in der Lina-Ammon-Straße räumt. Riedel schließt das aus. Für die Anmeldestelle für Prostituierte werde nicht nach einem neuen Standort gesucht. 

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