Keno Langbein von Moop Mama im Interview

31.10.2013, 10:38 Uhr
Die Urban-Brass-Band Moop Mama mischt Rap und Trompeten.

© pr Die Urban-Brass-Band Moop Mama mischt Rap und Trompeten.

Fühlt ihr euch als Moop Mama auf der Bühne wohler als im Studio?

Keno: Da kann ich eigentlich klar Nein sagen. Das sind für uns zwei unterschiedliche Welten. In den letzten Jahren war die Bühne eben unser Zuhause. Das Studio war dann mehr wie ein Praktikum zwischendurch. Es ist, als würde man plötzlich auf ein anderes Spiel umsteigen. Da kann man dann neue Sache ausprobieren und wieder was dazulernen. Ich würde nicht sagen, dass wir uns wohler fühlen auf der Bühne.

Also, sind es für euch einfach zwei unterschiedliche Paar Schuhe?

Keno: Zwei unterschiedliche Paar Schuhe, genau. Also, das Studio hilft uns auch tatsächlich, weil man ganz anders auf die Sachen hört. Die Sachen, die sich live so eingeschliffen haben, werden im Studio ganz neu bewertet, weil man viel präziser arbeitet.

Auf der Bühne spielt ja ganz viel Gefühl eine Rolle und ganz viel Energie, die durch das Ereignis an sich entsteht. Und das ist bei uns als Band sowieso wichtig, dass es so ist, weil wir so eine große Band, so eine Gewalt sind. Wenn man dann ins Studio geht, fallen ganz viele von diesen Mitteln weg, um eine Stimmung zu transportieren. Du hast weder das Erlebnis vor Ort noch kannst Du uns sehen. Deshalb muss man es im Studio auf anderen Ebenen schaffen, wieder genau so viel Druck und Interesse zu erzeugen, wie man das live hat.

Habt ihr auf der Bühne eigentlich manchmal Platzprobleme? Letztes Jahr auf der kleinen Clubbühne im E-Werk in Erlangen sah das ziemlich eng aus.

Keno: Ein klares Ja! (Lacht.)

Wie viele Bandmitglieder hat Moop Mama überhaupt? Da kursieren sehr unterschiedliche Zahlen.

Keno: Wir sind auf der Bühne zehn. Das waren wir auch schon immer. Die Geschichte, dass da manchmal elf Mitglieder stehen, liegt daran, dass wir lange Zeit einen Mischer hatten, der immer dabei war und als festes Bandmitglied bei uns mitgefahren ist. Er war unser elftes Mitglied. Wenn wir als Crew unterwegs sind, sind wir aber sogar meistens dreizehn Leute, weil wir einen Mischer, einen Lichtler und einen Tourbegleiter dabei haben.

Gibt es bei so vielen Leuten logistische Probleme? Bands mit vier oder fünf Mitgliedern haben ja manchmal schon Schwierigkeiten, gemeinsame Termine für Proben zu finden.

Keno: Da gehört schon viel Disziplin dazu, dass man das hinkriegt. Wir haben natürlich immer mal wieder Probleme, weil wir alle noch irgendwas anderes nebenher machen. Aber es ist auf jeden Fall so, dass für jeden von uns diese Band momentan das Hauptprojekt ist und wir uns die Zeit da nehmen. Wir führen gemeinsame Kalender und so ein Zeug. Wir sind da schon ziemlich ausgecheckt mittlerweile.

Wieso habt ihr "Kilometerfresser" als Opener für eure Platte gewählt? In dem Song gibt es ja gar keine Bläser - das, was euch ja ausmacht.

Keno: Eigentlich genau aus dem Grund, weil man da erst auf den zweiten Blick merkt, wie uns der Song definiert. Es ist natürlich ein bisschen verstörend, wenn man eine Moop Mama-Platte in den CD-Player legt und dann hört man erstmal keine Bläser.

Aber wir haben uns für den Song als Intro entschieden, weil er unsere letzten Jahre wahnsinnig gut beschreibt – das ständige Getoure, das ständige Auf-der-Straße-Sein. Und diese Autogeräusche, die uns tatsächlich jeden Tag umgeben haben, beschreiben uns als Band auf den zweiten Blick auch ganz gut. Tatsächlich sind es nicht unsere Musikinstrumente, die man da hört. Aber alle Samples, die man da hört, stammen von dem Auto, mit dem wir auf Tour fahren. Der Blinker, die Handbremse, das haben wir alles von unserem Tourbus aufgenommen, sodass man eigentlich auf dem Song doch Instrumente hört, die wir spielen – eben nur nicht die, die man gewohnt ist.

Ist die Platte eigentlich bewusst ruhiger angelegt? Sie kommt mir ein ganzes Stück entspannter vor als euer Debüt.

Keno: Ja? Finde ich interessant. Ich finde, dass die neue Platte beide Seiten hat. Sehr energiegeladene Songs, aber auch ein paar ruhigere. Und es war uns schon wichtig, dass es ein paar ruhigere Songs gibt, weil wir manchmal das Gefühl haben, dass unser Programm so ein bisschen nur in die eine Richtung geht, diese Partyrichtung.

Wir wollten auch ruhigere Strecken einbauen. Vielleicht kommt dazu: Die energiegeladeneren und heftigeren Songs sind meistens nicht unbedingt die persönlichsten. Das ist vielleicht das, was man am Anfang leichter zusammen herstellen kann, weil es nicht um einen selbst geht. Mittlerweile ist die Band aber sehr zusammengewachsen und ich kann beim Texten viel mehr von meiner eigenen Emotionalität reinlegen. Dabei entstehen vielleicht ruhigere Sachen.

Habt ihr als Band gemeinsame Einflüsse? Oder liegen eure musikalischen Geschmäcker weit auseinander?

Keno: Wir haben sehr unterschiedliche Geschmäcker in der Band. Das ist meiner Meinung nach auch ziemlich interessant. Unser Sousaphonist kommt ursprünglich eher aus der Volksmusik und der Klassik, die er studiert hat. Viele haben Jazz studiert, haben aber innerhalb dessen sehr unterschiedliche Geschmäcker. Dann gibt es mich, der wirklich durch HipHop sozialisiert ist.

Ich bin eigentlich ein Kind des 90er-Deutschrap-Booms. Interessant daran ist, dass trotz all dieser unterschiedlichen Geschmäcker so eine Offenheit in der Band besteht, dass wir uns am Ende auf einen gemeinsamen Stil einigen können, der allen Spaß macht.

Was läuft dann im Tourbus, wenn Du das Musikprogramm bestimmen darfst?

Keno: (Lacht.) Also, ehrlich gesagt, hören wir im Tourbus ganz wenig Musik. Wenn wir da Musik hören, dann meist über Kopfhörer. Das Radio bleibt die meiste Zeit aus, weil wir uns nicht einfach noch mehr mit Sound bombardieren wollen.

Hast Du eigentlich schon einmal probiert Trompete zu spielen?

Keno: Habe ich. (Lacht.) Vielleicht passiert das irgendwann einmal als Witz. Die Jungs in meiner Band sind aber alle so gut, die brauchen mich nicht an der Trompete. Vielleicht passiert es ja aber doch mal, dass wir zum Spaß die Instrumente tauschen und dann auch mal die anderen Jungs mal rappen müssen. Das wünsche ich mir eh schon lange.

Das Album "Das Rote Album" von Moop Mama erscheint am 01. November über Millaphon Records. Am 05. November spielt die Urban-Brass-Band im Hirsch in Nürnberg.

Keine Kommentare