"Kinderhaus Bullerbü": Betreuung rund um die Uhr

14.11.2016, 06:00 Uhr

© R. Fengler

Die Räume sind bunter und auf dem Boden spielen Kinder, aber viel zu oft geht es in Krippen und Kindergärten zu wie in einer Behörde. Weihnachts- und Sommerferien: wochenlang geschlossen. Brückentage oder Freitage: nur gekürzte Öffnungszeiten oder gleich ganz zu. "Warum macht man das so?", fragte Anna-Lena Emmerich, als sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Erzieherin in verschiedenen Kitas arbeitete. "Die Antwort war: Weil wir das schon immer so gemacht haben", erinnert sich die 29-Jährige. Sie wollte das ändern. Nach dem Studium setzte sie sich ein Ziel: eine Einrichtung, die Eltern unterstützt und in deren Alltag passt.

Das Ergebnis ist seit Januar diesen Jahres im ehemaligen Elektrizitätswerk in der Tullnau untergebracht. In der Kindertagesstätte "Bullerbü" ist Platz zum Spielen, Toben, Essen und Schlafen, 500 Quadratmeter sind es innen, dazu kommt ein 600 Quadratmeter großer Garten. Das historische Gebäude, das Immobilienentwickler Alfons Doblinger der Stadt einst für einen symbolischen Euro verkauft hatte, besticht mit meterhohen Decken und großen Fenstern, die die Räume mit Licht fluten. Die Mahlzeiten kocht eine Haushälterin frisch, die Betreuer können sich um 22 Krippen- und 25 Kindergartenkinder kümmern. "Bullerbü" ist schon voll, nur noch Kinder im Vorschulalter werden aufgenommen.

Hier verwirklicht die junge Unternehmerin, was sie sich vorgenommen hatte. Es gibt keine Schließzeiten, die Kita hat also in allen Ferien geöffnet und zusätzlich alle drei Monate an einem Samstag. Auch Brückentage und Freitage müssen Eltern nicht fürchten.

Statt einen Babysitter suchen und einarbeiten zu müssen, bietet "Bullerbü" selbst einen Aufpasser-Dienst an: die vertrauten Erzieherinnen betreuen in den Räumen der Kita – oder sogar bei sich zuhause, wenn sie die Kinder über Nacht nehmen sollen. Abgerechnet wird stundenweise. Nur der Sonntag, "der ist allen heilig", sagt Emmerich. So viel Service ist nicht billig, jedoch vergleichbar mit anderen privaten Kitas in Nürnberg: Bis zu 440 Euro im Monat kostet die Krippe, bis zu 305 Euro der Kindergarten, dazu kommt noch Essensgeld. Das ungewöhnliche Konzept richtet sich an Eltern, die Vollzeit arbeiten oder keinen Job haben, bei dem man pünktlich um vier Uhr aus dem Büro kommt. "Wir haben Kinder hier von Ärzten, Architekten, Richtern, aber auch von Alleinerziehenden, bei denen das Jugendamt den Platz zahlt", erzählt Emmerich. Viele hätten keine Familie vor Ort, die sie unterstützt. Immer zu wenig Zeit, immer ein schlechtes Gewissen, immer Stress – auf Dauer zerbröselt dieser Alltag Mütter und Väter. Dass das nicht sein muss, macht aus ihnen keine Rabeneltern. Die Fürther wissen das längst: In Sack eröffnete Anna-Lena Emmerich bereits vor fünf Jahren ihre erste Vollzeit-Kita.

Kinderhaus Bullerbü (für Kinder im Alter von acht Wochen bis zur Einschulung), Am Tullnaupark 9, 90402 Nürnberg, www.kinderhaus-bullerbü.de Infos unter * 94 15 65 58,
info@kinderkrippe-bullerbue.de, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 7–17.30 Uhr, Freitag 7–17 Uhr, Samstag nach Vereinbarung, keine Schließzeiten.

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