Kino und Kunst am Gewerbemuseumsplatz

13.8.2015, 20:32 Uhr
Kino und Kunst am Gewerbemuseumsplatz

© Dominik Heinz

Jeden Tag passieren etliche Menschen den Gewerbemuseumsplatz. Sie strömen ins Kino, wollen vom Parkhaus in die Innenstadt, stellen ihre Fahrräder ab oder überqueren ihn auf dem Weg zur Arbeit. Auf den ersten Blick wirkt er nicht wie ein Ort zum Verweilen — dabei hat der Platz einiges zu bieten.

Seit 1971 steht die „Grande Disco“ vom italienischen Künstler Arnaldo Pomodor mit zwei Metern Durchmesser zwischen ein paar Bäumen.

Seit 1971 steht die „Grande Disco“ vom italienischen Künstler Arnaldo Pomodor mit zwei Metern Durchmesser zwischen ein paar Bäumen.

Erika allerdings weiß die Qualitäten des Platzes zu schätzen. „Der Platz mit den Bäumen ist sehr hübsch und man kann hier wunderbar sitzen“, sagt die 75-Jährige. Gerade kommt sie von einem Englischkurs im anliegenden Bildungszentrum und gönnt sich auf einer im Schatten gelegenen Bank eine kleine Verschnaufpause. „Und das Gebäude ist wundervoll“, ergänzt sie und zeigt auf das ehemalige Gewerbemuseum.

Der Platz verdankt ebendiesem Haus und seiner ehemaligen Funktion seinen Namen. Ab der Fertigstellung des neubarocken Baus im Jahr 1897 war das Gewerbemuseum hier beheimatet. Dabei handelte es sich nicht um ein klassisches Museum mit Ausstellungsstücken in gläsernen Vitrinen, sondern vorrangig um eine Ausbildungsinstitution. „Die handwerklichen Musterstücke waren nicht nur zur Betrachtung, sondern zum Studieren“, weiß Silvia Glaser vom Germanischen Nationalmuseum. Die Kunsthistorikerin ist die Leiterin der Ausstellung im Gewerbemuseum. Auszubildende aus den Lehrbetrieben konnten hier nach der Auflösung der Zünfte ihre Fähigkeiten erweitern und in Kursen ihr Wissen erweitern.

Kino und Kunst am Gewerbemuseumsplatz

Nach und nach kamen immer mehr Einrichtungen und Labore hinzu, so dass das Gebäude nicht mehr ausreichte. Heute ist die Institution unter dem Namen Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) bekannt.

Im Gebäude am Gewerbemuseumsplatz finden unter anderem der Presseclub, eine Uhrensammlung und die Deutsche Gesellschaft für Chronometrie Platz. Passend, denn direkt vor dem Gebäude, genau genommen am früher dazugehörigen und heute separierten Rosa-Luxemburg-Platz, steht eine bronzene Sonnenuhr. Die „Meridiana“ wurde vom Architekten Ulrich Wallraff entworfen, die Umsetzung lag in Händen des Nürnberger Künstlers Berthold Hoffmann. Das Besondere: Sie kann nach Sommer- und Winterzeit umgestellt werden und unterscheidet sich somit von den anderen Sonnenuhren der Stadt. Das Material wurde passend zur zweiten Skulptur am Platz gewählt: dem „Grande Disco“ vom italienischen Künstler Arnaldo Pomodoro. Seit 1971 steht die Scheibe mit zwei Metern Durchmesser zwischen ein paar Bäumen. „Das sieht eher aus wie Technik, nicht wie Kunst“, findet Rentnerin Erika.

„Durch das Grün sieht der Platz inzwischen viel besser aus“, sagt Alexandra Schreiner. Gemeinsam mit Töchterchen Anna ist sie auf dem Weg ins Kino. Vor 20 Jahren eröffnete das Multiplexkino Cinecittà am Gewerbemuseumsplatz und trägt seitdem zu dessen Aussehen bei — obwohl die meisten der mehr als 20 Kinosäle unterirdisch liegen. Über zwei Glaspavillons gelangen die Gäste in den Untergrund. Auch Alexandra Schreiner und Anna öffnen eine Glastür und verschwinden unter dem Platz, auf dem die Betriebsamkeit anhält.

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