Klettern, balancieren - Spaß haben

16.2.2019, 19:48 Uhr
Klettern, balancieren - Spaß haben

Was wird geboten? Routiniert klettern die Kinder am Freitagmittag die Sprossenwand in der Turnhalle der Grundschule Insel Schütt hoch — oben werden die Beine über die Holzkonstruktion geschwungen, dann geht es wieder hinunter auf den Boden. Ein kleiner Parcours wartet auf die Mädchen und Jungen. An der Kletterwand können die Kleinen ihre Geschicklichkeit verbessern. Hüpfen durch am Boden liegende Reifen fördert Muskelaufbau und Ausdauer. Und das Balancieren auf der Bank trainiert das Gleichgewicht. Die Kinder sind in Aktion, doch das ist nicht das Hauptziel von "RüBe".

Gerhard Stangl, der im städtischen Gesundheitsamt für das Angebot verantwortlich ist, betont: "Der Spaß und die Freude an Bewegung stehen im Vordergrund." Zwang und Drill (wie früher beim "Orthopädischen Turnen" schon mal gegeben war) gebe es nicht: Wenn eine Übung nicht gefällt oder zu anstrengend ist, dann ist eine kleine Pause durchaus erlaubt. "Es wird keiner gezwungen", betont der Mitarbeiter. Mit dem "Rücken- und Bewegungsprogramm" werden nun fast schon ein ganzes Jahrhundert lang Kinder unterstützt. 1921 hat die Stadt erstmals ein "Schulsonderturnen" organisiert, heute heißt das Förderprojekt "RüBe".

Wer darf mitmachen? Mädchen und Jungen im Vorschul- und Grundschulalter gehören zur Zielgruppe. Seit Jahren verzeichnet das Gesundheitsamt ein steigendes Interesse. So wurden im Jahr 2007 1095 Teilnehmer registriert, 2018 turnten 1605 Heranwachsende mit. Etwa die Hälfte der Kurse gibt es in städtischen und privaten Kindergärten: Dort dürfen nur die Mädchen und Jungen aus den Kitas mitmachen. Die andere Hälfte der Kurse wird für Erst- bis Viertklässler in den Grundschulen angeboten: Diese Angebote stehen den Kindern aus ganz Nürnberg offen.

Was bringt es? "RüBe" ist nach Angaben der Stadt ein pädagogisches und zeitgemäßes Sportförderprogramm. Gesundheit und Selbstvertrauen sollen gestärkt werden. Die Sportlehrkräfte haben neben ihrer Ausbildung in den Schulsportarten auch noch verschiedene Zusatzqualifikationen. Viele kommen über die Schuleingangsuntersuchungen zu "RüBe": Das sind zum Beispiel Kinder, die ihre Haltung, Koordination oder Kondition mit Spiel und Spaß stärken wollen. Oder auch Heranwachsende, die sehr energiegeladen sind. Oder Mädchen und Jungen, die sich ungern bewegen und Gewichtsprobleme haben. Aber eigentlich sei jedes Kind willkommen, sagt Stangl. "Die Schulkinder nehmen oft noch den Nachbarsjungen oder Freunde mit — manchmal kommen diese dann viele Jahre in Folge zu uns."

Gibt es andere Angebote? Zusätzlich zum Turnen in der Halle werden auch Schwimmkurse organisiert, die äußerst beliebt und gefragt sind. "Ich mache mittlerweile keine Werbung mehr dafür, das läuft alles über Mundpropaganda der Eltern", sagt Gerhard Stangl. Zwei Lehrer unterrichten 15 Kinder. Mit einem Preis von 100 Euro (50 Euro für Nürnberg-Pass-Inhaber) ist der wöchentliche Schwimmkurs, der immer ein ganzes Schuljahr lang dauert, unschlagbar günstig — rund 95 Prozent der Kinder legen am Ende das Seepferdchen ab. Kein Wunder, dass viele Eltern hier interessiert sind. Der 61-jährige Mitarbeiter muss immer wieder Absagen erteilen: "Das ist ganz schwierig. Ich musste jetzt schon 20 Kinder auf das nächste Jahr vertrösten."

Was ist zu zahlen? Ein "Rübe"-Kurs erstreckt sich auf ein Schulhalbjahr, pro Woche wird 45 Minuten lang geturnt (es gibt mindestens 15 Termine). Pro Kind werden 30 Euro fällig (Ermäßigung möglich, Nürnberg-Pass-Inhaber müssen nichts zahlen). Für Geschwisterkinder gibt es einen Nachlass von fünf Euro. Die Stadt will damit auch Familien, bei denen das Geld nicht locker sitzt, ansprechen. "Kinder aus sozial schwachen Familien können sich den Sportverein oft nicht leisten", berichtet Stangl. Um das Angebot zu finanzieren, gibt es von der Stadt einen jährlichen Zuschuss von 75 000 Euro.

Wie läuft die Anmeldung ab? Die beteiligten Kindergärten bieten "RüBe" ausschließlich ihren eigenen Kunden an, Eltern werden vom Personal informiert. Die "RüBe"-Grundschulen sind im ganzen Stadtgebiet verteilt. Anmeldungen dafür sind jederzeit möglich per E-Mail unter ruebe@stadt.nuernberg.de oder bei Gerhard Stangl unter der Telefonnummer 2 31 25 85. Unter www.gesundheit.nuernberg.de gibt es weitere Informationen.

Was ist künftig geplant? Gerhard Stangl ist durchaus zufrieden mit der Nachfrage. Das Gesundheitsamt ist seit 2006 für "RüBe" zuständig: Damals gab es 56 Kurse pro Schulhalbjahr. Aktuell sind es bereits 94 Kurse pro Schulhalbjahr. Aber da gehe noch was, sagt Stangl. Zwar sei der Ausbau immer auch "eine Frage der Kapazitäten". Doch ein bisschen Gas möchte er noch geben: "Mein großes Ziel ist es, dass wir im Jahr 2021 100 Kurse anbieten können, schließlich gibt es dann das Angebot auch seit genau 100 Jahren."

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