Klima in Nürnberg: Der Altstadt könnte die Luft ausgehen

1.2.2015, 06:00 Uhr
Klima in Nürnberg: Der Altstadt könnte die Luft ausgehen

© Foto: Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Eigentlich klingt alles erst einmal recht undramatisch: Nürnberg wird unter klimatischen Gesichtspunkten dem Mittelgebirgsraum zugeordnet. Das heißt: Es herrschen gemäßigte Bedingungen.

Messungen an der Station des Deutschen Wetterdienstes in Kraftshof haben für die Jahre 1961 bis 2008 eine Durchschnittstemperatur von neun Grad ergeben. Die Zahl der Sommertage, also die Tage mit einer Temperatur über 25 Grad, sei in den letzten 80 Jahren angestiegen, heißt es im Klimagutachten. Die höchste Zahl der Sommertage wurde im Jahr 2003 verzeichnet – damals war es in Nürnberg 28-mal richtig warm. Aber noch nicht so, wie in mittelferner Zukunft.

Forschungsprojekt soll Zukunfts-Daten liefern

Die jährliche Niederschlagsmenge, die sich über Nürnberg ergießt, beträgt 630 Liter pro Quadratmeter – der deutsche Durchschnitt liegt bei 770. Der meiste Regen fällt im Sommer, vor allem in kurzen, heftigen Schauern. Wenn es im Winter regnet, dann eher anhaltend. An der Station Kraftshof wurden in den vergangenen 20 Jahren 18 sogenannte „Starkniederschlagsereignisse“ verzeichnet. Von Starkregen spricht man ab einer Wassermenge von fünf Litern pro Quadratmeter innerhalb von fünf Minuten.

Der Wind, der den Nürnbergern bisweilen um die Ohren weht, ist ohne größere Auffälligkeiten. Seine Geschwindigkeit liegt mit drei Metern pro Sekunde im deutschen Durchschnitt. Aufgrund der Lage der Stadt im Mittelfränkischen Becken kommen die Luftströme tagsüber eher aus westlicher Richtung und nachts aus südöstlicher. „In den Nachtstunden wird dadurch eher kühle und saubere Luft aus dem Reichswald in die Stadt transportiert“, heißt es in dem Klimagutachten.

So viel also zum Stand der Dinge. Daten zur Zukunft des Nürnberger Klimas liefert das Forschungsprojekt „Urbane Strategien zum Klimawandel – Kommunale Strategien und Potenziale“, an dem die Stadt in den Jahren 2009 bis 2012 teilgenommen hat. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert und beschäftigte sich mit der Frage, wie die Stadt den Klimaveränderungen begegnen kann.

Altstadt-Bewohner leiden unter Hitze

Untersucht wurde damals von der Universität Erlangen-Nürnberg speziell die Situation in der Alt- und der Weststadt. Was an Ergebnissen zutage befördert wurde, darauf weißt das Gutachten ausdrücklich hin, seien Prognosen, keine Klimavorhersagen. Diesen Prognosen zufolge wird die Zahl der Hitzetage, an denen das Thermometer über 30 Grad zeigt, deutlich steigen – von heute knapp zwölf Tagen pro Jahr auf 23 in den Jahren 2040 bis 2050. Die Zahl der tropisch heißen Nächte liegt derzeit bei 0,3 im Jahr. Bis 2040 steigt sie den Prognosen zufolge auf acht bis zehn Nächte jährlich an.

Unter großer Hitze leiden heute schon vor allem die Bewohner der Altstadt. Sie ist dicht bebaut und mit wenig Grün ausgestattet. Kaltluft aus dem Umland kommt kaum an. Was hier – genauso wie in anderen betroffenen Stadtteilen – benötigt wird, sind mehr Freiflächen, begrünte Hinterhöfe und Dächer.

Gebiete mit guten klimatischen Bedingungen liegen ganz im Süden und im Norden des Stadtgebiets. Sie profitieren von den großen Grün- und Freiflächen des Knoblauchslands und von den Wäldern. Zu den wichtigen „Kaltluftleitbahnen“, die der Stadt zu Abkühlung verhelfen, gehören unter anderem auch der Wöhrder See und das östliche Pegnitztal.

Wenn in Nürnberg künftig gebaut wird, muss auch untersucht werden, wie dadurch das Klima beeinflusst wird. Die Planungen für das „Tiefe Feld“ in Großreuth bei Schweinau, wo neuer Wohnraum geschaffen werden soll, seien bereits geprüft worden, so das Umweltreferat. Es seien dort keine negativen Auswirkungen auf das Klima zu erwarten.

Die Ergebnisse des Stadtklimagutachtens sind zusammengefasst in der aktuellen Broschüre „Daten zur Nürnberger Umwelt“, 3. Quartal 2014, zu finden.

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