Klinikum muss Krebs-Nachsorge im Brustzentrum beenden

20.9.2017, 05:58 Uhr
Krebsvorsorge dort wo die eigene Krankheitsgeschichte bekannt ist, wird von den Krankenkassen ab sofort unterbunden. (Symbolbild)

© Viviane Wild/Kooperationsgemeinschaft Mammographie/obs Krebsvorsorge dort wo die eigene Krankheitsgeschichte bekannt ist, wird von den Krankenkassen ab sofort unterbunden. (Symbolbild)

Gisela W. (65) ist 2011 ist im Klinikum an Brustkrebs operiert worden. Seither fühlt sie sich bei der ambulanten Nachsorge im Brustzentrum alle halbe Jahre bestens aufgehoben. "So viel Vertrauen" habe sie in die Ärzte, die ihre Krankengeschichte genau kennen. Doch die Routinekontrolle sind künftig nicht mehr möglich. Riesig sei die Empörung darüber bei allen Patientinnen und auch beim Personal gewesen, berichtet die Nürnbergerin.

Das Klinikum muss ab sofort an die niedergelassenen Radiologen verweisen. Der Grund der neuen Regelung: Die Krankenkassen machen Druck. "Wir waren im Zugzwang", sagt Chefärztin Prof. Cosima Brucker. Für Patienten, die "viele Jahre vertrauensvoll zu uns kamen", so die Gynäkologin, sei das verständlicherweise schwer zu begreifen. Doch einen Ausweg gebe es nicht. Zwei Wochen nach dem stationären Aufenthalt müssen Kliniken die ambulante Behandlung einstellen.

Neu ist das eigentlich nicht. Bereits 2015 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der Selbstverwaltung der Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen, genau diese Zwei-Wochen-Frist. Bisher hätten die Kassen die alte Praxis toleriert, sagt Klinikumsvorstand Dr. Alfred Estelmann. Doch nach zwei Jahren drohten sie nun, die Daumenschrauben anzusetzen und das Klinikum finanziell in die Zange zu nehmen.

Mammographie, Magnetresonanztomographie, Computertomographie, Tastbefund und vieles mehr — die niedergelassenen Kollegen "können das alles auch", sagt Prof. Cosima Bruker vom Brustzentrum. Aber: "Wenn es ernster wird, sitzt im Brustzentrum natürlich die geballte Kompetenz." Genauso sieht das Krebspatientin Gisela W., die ihrer Krankenkasse einen bitterbösen Brief geschrieben hat. Bei den niedergelassenen Röntgenzentren "bekommt man schon jetzt erst Monate später Termine und muss so lange Schmerzen aushalten."

Das Brustzentrum ist keineswegs die einzige Abteilung des Klinikums, die das Kassen-Veto trifft. Alle Fachrichtungen müssen umdenken. Im deutschen Gesundheitssystem hätten ambulante und stationäre Versorgung unterschiedliche Töpfe, sagt Vorstand Dr. Estelmann. Und jede Partei achte eifersüchtig darauf, dass die andere nicht in den eigenen Topf greife. 

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