Klisanic: „Es braucht ein bisschen, um die Franken zu knacken“

22.4.2017, 06:00 Uhr
Cornelija Klisanic.

© Horst Linke Cornelija Klisanic.

Frau Klisanic, schlafen Sie noch gut? Sind 800000 Euro als Ziel vielleicht zu hoch gegriffen?

Konelija Klisanic: Jetzt muss man sich das fragen. Wir haben mit rund 16000 Unterstützern kalkuliert, die im Schnitt 50 Euro investieren. Bei 3,1 Millionen Menschen in der Metropolregion schien uns das realistisch. Auch wenn’s die Fürther vielleicht nicht interessiert (lacht). Ich schlafe übrigens gut.

Sie sind die Mutter der maxgemeinsam. de-Kampagne?

Klisanic: (lacht) Ich bin zwar 40, mütterlich fühle ich mich nicht. Die Kampagne ist im kleinen Kreis entstanden. Ich bin sportbegeistert, aus der Region, so kam es zu der Idee. Die Initiative für ein Max-Morlock-Stadion gibt es seit zehn Jahren. Wir dachten: Mensch, das ist doch mal eine andere Art, über sich zu reden.

Hat die Consorsbank denn ein Sponsoring- Thema gesucht?

Klisanic: Wir haben überlegt, ob wir uns mehr in der Region engagieren. Seit langem unterstützen wir hier die Kinder- und Jugendwohngruppen von Schlupfwinkel, ansonsten waren wir nie regional präsent. Der Stadionname war frei, es war klar, die Leute wollen Max Morlock. So kam’s dazu.

Es schwingen ja große Emotionen mit. Ideal fürs Marketing?

Klisanic: Das ist genau das, was Sie nicht kaufen können. Wir verstehen uns als Ermöglicher, das ist unser Markenkern als Bank, die Geldanlagen anbietet. Ein Consorsbank-Stadion wollten wir nie. So machen wir keine Werbung.

Reden wir also über Geld. Rechnet man die bisherige Summe hoch, landet man am Ende bei etwas über 300000 Euro. Das reicht nicht.

Klisanic: Ich bin noch nicht enttäuscht. Klar wär’s schön, wenn wir schon weiter wären. Aber das Thema kommt draußen an, auch wenn noch nicht jeder verstanden hat, was Crowdfunding ist. Wir hören oft: Wieso soll ich spenden? Darum geht es nicht. Es gibt tolle Prämien, damit unterstützt man das Ganze. Flapsig heißt das: T-Shirt kaufen und Stadion bekommen. Am Ende kommt was Großes raus.

Sie haben aber mehr erwartet?

Klisanic: Es gibt da kaum Erfahrungen, maxgemeinsam.de ist nach meiner Information das größte Crowdfunding- Projekt in Deutschland, das es je gab. Aber richtig, wenn wir heute 700000 Euro hätten, könnten wir mit den Fans schon feiern.

Wissen Sie eigentlich, wer mitmacht?

Klisanic: Wir haben diese Daten nicht. Nur die Beträge sind bekannt.

Es gibt unter den Fans Vorbehalte gegen das Projekt und die Bank. Macht Sie das wütend?

Klisanic: Nein, ich weiß ja, dass es ein bisschen braucht, um die Franken zu knacken. Mein Mann ist aus dem Norden hergezogen und sagt immer: Dass Leute so mürrisch sein können (lacht). Hat man uns Franken mal geknackt, können wir unglaublich großherzig sein. Wir haben allerdings auch absolut positives Feedback.

Wie sieht das aus?

Klisanic: Eines Tages stand ein älterer Herr aus Fürth vor der Türe, der kein Internet hat, aber unbedingt mitmachen und seine 50 Euro fürs Morlock- Stadion loswerden wollte. Das war so süß.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Club?

Klisanic: Man kommt in Nürnberg am Club nicht vorbei. Ich bin zwar kein Fußballfan, aber neutral kann man da nicht bleiben, man mag den Club einfach. Das liegt irgendwo zwischen „Ich bereue diese Liebe nicht“ und „Der Club is a Depp“. Klar, wenn die Mannschaft schlecht spielt und es an Ostern eiskalt ist, sinkt die Stimmung - und die Lust, Geld lockerzumachen.

Gretchenfrage: Beteiligen sich der 1. FCN und seine Fußballspieler?

Klisanic: Das muss Ihnen der Club beantworten. Bislang hat sich noch kein Spieler beteiligt, soweit wir wissen. Es hat sich jedenfalls keiner geoutet.

Dass Consors einen Vertrag über die Namensrechte mit der Stadt hat - und nicht mit dem Club, hat sich noch nicht überall herumgesprochen.

Klisanic: Wir betonen das immer wieder. Aber das Stadion ist nun mal das Zuhause vom Club, das ist unheimlich eng verbunden und schwer zu trennen.

Die Firma Obi hat 10.000 Euro gegeben. Doch die mittelständischen Betriebe der Region halten ihre Kassen offenbar zu. Überraschend?

Klisanic: Ja. Dabei dürfte jeder damit werben, dass er hier etwas für die Region tut. Wir sagen: Nutzt das, das ist keine exklusive Initiative der Consorsbank. Wir können die Sache organisieren, bieten die Plattform dafür, können mit Geld umgehen und stellen die Infrastruktur. Und alle dürfen mitziehen. Max gemeinsam eben.

Die Stadt hängt zurzeit voller Max-Plakate. Welches ist denn Ihr Liebling?

Klisanic: Dieses: „Identität beginnt mit einem Namen“. Das verkörpert für mich alles. Nürnberg ist nicht Hipster-Berlin oder Schickimicki-München, eher eine Stadt, der man den Erfolg einer solchen Kampagne nicht zutraut. Aber uns geht’s doch gut, es gibt hier alles, was man braucht. Ich lebe supergerne hier.

Die Frage muss kommen: Was, wenn das Geld nicht reicht?

Klisanic: Dann will die Region einfach kein Max-Morlock-Stadion. Aber wir haben noch 22 Tage, wir schauen jetzt nach vorne und glauben, dass es klappt. Natürlich reden wir auch über einen Plan B. Aber das ist noch nicht spruchreif. Es bleibt dabei, ein Consors-Stadion wird es nicht geben.

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