Koks-Affäre bei Nürnbergs Narren ist "Schnee von gestern"
23.1.2017, 06:00 Uhr
Die Vorsitzende des Festausschusses Nürnberger Fastnacht denkt mit Grausen an die vergangene Woche zurück: Als das Telefon am Montag klingelte und sie erfuhr, dass der amtierende Faschingsprinz im Drogensumpf steckt und verhaftet wurde. Der Boden unter Angelika Wimmer schien zu wackeln. "Ich hatte nur fünf Stunden Schlaf in der letzten Woche", sagt sie. Denn sie war gefordert. Wie geht es weiter? Schließlich steht seit Dienstag nun auch die mittlerweile abgewählte Faschingsprinzessin wegen der Kokain-Affäre im Fokus der Justiz.
Am Mittwoch war klar: Ein neues Paar muss her. Am Donnerstag war es gefunden: Andy II. und Tamara I. haben die Macht übernommen. Bei den Ritualen mussten die Karnevalisten aber tricksen: "Eine zweite Inthronisierung gibt es nicht, das ist sehr teuer", sagt Wimmer bei einer Pressekonferenz. Eine symbolische Machtübertragung hat es Samstagnacht bei der Prunksitzung des Narren-Clubs Nürnberg im Gesellschaftshaus Gartenstadt trotzdem gegeben: Die Stadtspitze, diesmal Bürgermeister Christian Vogel, übergab den goldenen Schlüssel fürs Rathaus ein zweites Mal.
In Windeseile mussten auch neue Orden her. Warum? "Auf den alten ist der Vorgängerprinz drauf", sagt Wimmer. Dass die fürstlichen Abzeichen erstmals aus Pappe sind, sei der knappen Zeit geschuldet. "Es dauert Wochen, bis die aus Metall fertig sind", erklärt Jörg Philips, Präsident der Nürnberger Luftflotte des Prinzen Karneval - die Faschingsgesellschaft, aus der die beiden neuen Hoheiten stammen. Mit Blick auf die Kokain-Affäre des ersten Faschingsprinzen der Saison wagt es Philips wieder mit Humor: "Jetzt ist’s vorbei mit dem schlechten Image - das ist Schnee von gestern."
Orden dient als Gutschein
Philips weiß, dass der Papp-Orden keine adäquate Ehrung ist. Er und Wimmer haben sich daher etwas einfallen lassen: Der Karton am Band mit der Aufschrift "Ich bin ein Orden des Nürnberger Prinzenpaares" dient als Gutschein. Wer die Plakette von Andy II. und Tamara I. um den Hals bekommt, darf an einem Sommerfest der Luftflotte im Juli teilnehmen und dort den Gutschein in einen echten Karnevalsorden eintauschen.
Vor ihrem ersten Auftritt Samstagnacht in der Gartenstadt "zitterten wir vor Aufregung wie Espenlaub", gestand das Paar auf der Bühne vor dem Publikum. Doch das machte es den Neuen leicht und trug sie mit Lachen und frenetischem Applaus durch das Programm.
Kann der Festausschuss aus diesem Kapitel lernen? Angelika Wimmer: "Wir können nicht in die Köpfe der Bewerber reinschauen. Wir lassen uns auch ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen - doch da stand beim Vorgänger nichts drinnen."
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