Konvent in Nürnberg: Konzerne bedrohen Saatgut-Vielfalt

15.5.2015, 15:11 Uhr
Konvent in Nürnberg: Konzerne bedrohen Saatgut-Vielfalt

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"Das Menschenrecht auf Nahrung ist weltweit noch lange nicht erreicht", beklagt Jürgen Bergmann von der „Mission EineWelt“ in Nürnberg. Es gibt 805 Millionen Menschen, die hungern. Jedes Jahr sterben 2,5 Millionen Kinder, weil sie zu wenig zu essen haben.

"Das sind skandalöse Zahlen", empört sich der Mitarbeiter der evangelisch-lutherischen Kirche. Das Menschenrecht auf Nahrung ist durch die industrialisierte Landwirtschaft und die zurückgehende Sortenvielfalt der weltweit angebauten Nahrungspflanzen in Verbindung mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gefährdet, warnt Nürnbergs Umweltreferent Peter Pluschke.

"„Es ist ein Irrweg, die Landwirtschaft weiter zu technisieren", sagt der Grünen-Politiker, der auf die gentechnikfreie Zone in Nürnberg und im Knoblauchsland verweist. Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt könnten durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft in kleinbäuerlicher Hand besser geschützt werden, ist er überzeugt. Die könnte, auch hier, besser mit alten Sorten umgehen.

Emmer wieder in der Metropolregion kultiviert

So wurde der Emmer wieder in der Metropolregion Nürnberg kultiviert, Knoblauchsländer Gemüsebauern besinnen sich auf alte Pflanzen, so Pluschke. „Von 30 000 Pflanzen für die Ernährung werden nur noch 150 angebaut“, verdeutlicht Marion Rupaner vom Bund Naturschutz den Schwund in der genutzten Artenvielfalt.

Sie hat große Sorge, dass durch einige wenige Konzerne die Vielfalt vor allem auf dem ernährungstechnisch wichtigen Saatgutmarkt noch weiter leidet. 53 Prozent der weltweiten Agrarprodukte werden ihrer Aussage nach von nur noch drei Konzernen produziert. Zum Nachteil vieler Menschen und Kleinbauern, wie Michael Krennerich vom Nürnberger Menschenrechtszentrum betont. Die drei Elemente des Menschenrechts auf Nahrung — Verfügbarkeit, Zugang und Qualität — seien dadurch nicht mehr gewährleistet.

Um auf die Gefahren hinzuweisen und Lösungen aufzuzeigen, hatte die Trägerin der Alternativen Menschenrechtspreises, Vandana Shiva, 2012 bei einem Besuch in Nürnberg angeregt, einen Konvent zum Menschenrecht auf Nahrung in Nürnberg zu veranstalten.

Drei Jahre lang haben die Organisationen und Initiativen aus der Menschenrechts- und Umweltarbeit den Konvent am 16. Mai mit vielen Experten im Caritas-Pirckheimer-Haus vorbereitet. Bereits am 15. sprechen Shiva und die UN-Sonderberichterstatterin Hilal Elver bei der öffentlichen Auftaktveranstaltung.

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