Kopernikusplatz fristet Schattendasein in der Südstadt

20.8.2015, 20:24 Uhr
Kopernikusplatz fristet Schattendasein in der Südstadt

© Eduard Weigert

Sogar an einem frischen Morgen herrscht am Kopernikusplatz schon eifrige Betriebsamkeit. Die Leute eilen in Richtung U-Bahn oder Straßenbahn, sind auf dem Weg in die Arbeit oder erledigen ihre Besorgungen am nahe gelegenen Aufseßplatz. Ein Auge für den Platz hat dabei keiner.

Und das ist vielleicht auch besser so: Die großzügig bepflanzten Grünflächen und auch kleine Baumscheiben sind vermüllt. Ein leerer Kaffeebecher treibt auf der Wasserpfütze eines kleinen Brunnens. Tauben picken in Essensresten neben den Bänken. „Der Platz ist eine Katastrophe“, ist die erste Reaktion von Marian Taube. Die 26-jährige Friseurin steht gerade vor dem Salon und macht eine Rauchpause. „Es sind immer wieder Leute unterwegs und fragen einen nach Geld“, ergänzt ihre Kollegin Melisa Dogan.

Seinen Namen trägt der Platz seit 1915. Der Astronom Nikolaus Kopernikus gilt als Begründer der modernen Astronomie und prägte das kopernikanische Weltbild, bei dem die Sonne den Mittelpunkt unseres Sonnensystems ausmacht. Langgezogen liegt der Kopernikusplatz eingekesselt zwischen der Pillenreuther Straße und einer Häuserzeile. Er beginnt an der Wölckernstraße und endet an der Körnerstraße. Die Humboldtstraße teilt ihn in zwei Abschnitte. Vor allem der südliche Teil wirkt trotz passierender Menschen verlassen und leer. Niemand sitzt auf den Bänken um den Brunnen. Die drei Spielgeräte im Sandkasten des eingezäunten Spielplatzes liegen verwaist unter einem dichten Blätterdach. Der Lärm der anliegenden Straße wird von den Bäumen und Sträuchern kaum abgehalten.

Kopernikusplatz fristet Schattendasein in der Südstadt

© Foto: Eduard Weigert

Am nördlichen Abschnitt des Platzes sieht das etwas besser aus: Die Häuserzeile dämmt den Straßenkrach. Ein Schild zeigt, dass sich Anwohner um ein Stück Grün kümmern und um pfleglichen Umgang bitten. Durch die angesiedelten Läden und Pizzerien halten sich hier auch eher Menschen auf. „Hier ist immer was los“, weiß Friseurmeisterin Annette Jung, „es ist bunt.“

Dazu tragen auch ein fränkischer Bauernladen, ein Shisha-Café, ein Lebensmittelladen mit Ware vom Vortag und ein Secondhandladen bei. Auch mehrere Friseursalons, ein Buchladen und ein Supermarkt sind am Platz. Vor allem auf den Plätzen vor einer Pizzeria ist nachmittags was los. Bei schönem Wetter sind die Tische mitten im Grünstreifen häufig belegt.

Kein zweiter Aufseßplatz

„Der Grünstreifen wird von dem Restaurant gepflegt“, weiß Ümit Sormaz. Der Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberg Süd — wie auch die Stadtteil-SPD, die bereits bei der Stadt einen entsprechenden Antrag gestellt hat — wünscht sich eine Aufwertung der gesamten Grünflächen am Platz, so dass sich trotz der Trennung durch die Humboldtstraße ein einheitliches Bild ergibt. SPD-Stadtrat Gerhard Groh fordert daher die Aufnahme des Platzes in das Stadterneuerungsprogramm. „Der Spielplatz ist zwar schön, aber superdreckig“, weiß Südstädter Sormaz.

Eine seiner Visionen: Den breiten Bürgersteig, der am Kopernikusplatz vorbeiführt, in die Planung des Platzes mit aufzunehmen, den Platz quasi zu verbreitern. „Die Atmosphäre vom Casablanca könnte weitergetragen werden.“ Auch einen Kiosk kann sich Sormaz in einem leerstehenden Laden vorstellen. Denn: Wenn der Spielplatz erweitert und aufgewertet würde, kämen auch die Kinder und würden vom Kiosk profitieren.

Sollte in den kommenden Jahren etwas am Kopernikusplatz gemacht werden, so sollte das „mit Bedacht geschehen, nicht wie am Aufsesßlatz“.

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